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Oslo-Bergen-Trail 2023

Torsten Hentsch | 1. August 2023

Vorbetrachtung

Oslo-Bergen-Trail der Name kling unspektakulär. Hinter dem Namen stand aber eine knallharte Herausforderung der besonderen Art. Die Distanz wurde offiziell mit 495 km angegeben mit einem Höhenunterschied von 16.000 Höhenmetern. Die Strecke sollte in neun Tagen (und Nächten) und acht Stunden bewätligt werden. Bereits 2021 hatten Tim Fischer und ich uns dieser Herausforderung stellen wollen. Leider kamen wir 2021 auf Grund der COVID-Einreiserestriktionen des norwegischen Staates erst drei Tage nach dem Start des damaligen Premierenlaufes ins Land. Der Veranstalter ermöglichte uns damals, dass wir bei Km 200 ins Rennen einsteigen konnten. Völlig übernächtigt starteten wir einige Stunden hinter den letzten Teams im Kontrollpunkt Torsetlia. Trotz Bemühungen gelang es uns damals nicht die Zeit aufzuholen. Nach 190 Kilometern mussten wir damals das Rennen in Voss beenden. Die erste Idee zur Teilnahme 2021 ging von mir aus. Dafür, dass wir nochmals unter besseren Bedingungen starten wollten, zeichnet Tim Verantwortung. Gedacht, gesagt und für 2023 angemeldet.

Was sind die weiteren Kennzahlen für diese Herausforderung? Der Lauf startete am 6. Juli 2023 am Stadtrand von Oslo unweit der Wettkampfanlagen vom Holmenkollen am Hotel Soria Moria. Der Weg war fast durchgehend nicht markiert und folgte Wanderwegen des Norwegischen Wandervereins DNT. Zur Orientierung war die Nutzung eines GPS-Gerätes zwingend notwendig. Teilweise ging es weglos durch Moore und das Fjell.

Gestartet wurde in Zweier- oder Dreierteams. Bei Dreierteams konnte ein Mannschaftsmitglied ausfallen. Dann durfte das Team das Rennen fortsetzen. Allein durfte man den Wettkampf nicht bestreiten. 2021 hatten sich mehr als 50 Teams für dieses Abenteuer gemeldet. Ein Teil konnte nicht einreisen, ein Großteil erreichte nur den ersten Kontrollpunkt. Nur sechs Teams schafften es 2021 ins Ziel. Wahrscheinlich aus Respekt vor der Aufgabe meldeten sich 2023 nur 15 Teams an.

Auf der Strecke gab es acht Verpflegungs- und Kontrollpunkte (CP). An den Kontrollpunkten 1, 3, 5, 6 und 8 galt es cut-off Zeiten einzuhalten. Sollte man diese Zeiten nicht schaffen, dann war man aus dem Rennen ausgeschieden. Dabei war nicht die Ankunftszeit sondern die Zeit des Verlassens des Kontrollpunktes maßgeblich. Vom Veranstalter war eine lange Liste von Ausrüstungsgegenständen gefordert, die jeder bzw. jedes Team ständig bei sich führen musste. Diese umfasste folgendene Gegenstände:

  • Rucksack
  • Wasserdichte Jacke und Hose
  • Mütze aus Wolle
  • Bufftuch
  • Wasserdichte Handschuhe
  • Steppjacke
  • langes Wollunterhemd
  • lange Laufhose
  • Feste Trailschuhe
  • zwei Kopflampen mit Ersatzbatterien
  • Hüttenschlafsack
  • Telephone mit Powerbank und Kabeln
  • Getränkebehälter mit mindestens 1 l Inhalt
  • Rettungsdecke
  • Essen
  • Becher
  • Sonnencreme
  • Zahlungsmittel

Pro Team musste weiterhin vorhanden sein:

  • GPS-Gerät (Garmin)
  • Papierkarte
  • Kompass
  • Bivac
  • Erste-Hilfe-Set (mit Binden, Pflaster, Wundversorgung, Hydrokortison-Salbe, Schere bzw. Messer)

Vom Verstalter wurde jedes Team zusätzlich mit einem GPS-Tracker mit Satellitenverbindung ausgestattet. Diese Gerät sorgte einerseits dafür, dass jederzeit (aller drei Minuten) und von jedermann ermittelt werden konnte wo sich das Team befand und das Team auch im Notfall eine Hilferuf aussenden konnte. Dieser Tracker wurde an jedem Kontrollpunkt auf mindestens 90% Akkuladekapazität aufgeladen. Vorher durfte das Team nicht den Checkpunkt verlassen. Man konnte vorab aber auch mittels eines USB-C Kabels diesen Tracker selbst aufladen.

Neben der Hauptroute hatte der Veranstalter auch einige Alternativrouten besonders im letzten Drittel der Strecke ausgewiesen. Diese sollten auf Weisung bei Schlettwetter oder bei Zeitdruck genutzt werden. Diese Alternativen waren vom Untergrund einfacher aber teilweise länger und mit mehr Steigung, da auch im Tal gelaufen wurde, versehen.

Am Startort konnte jeder eine Tasche (Dropbag) mit Ausrüstungsgegenständen abgeben. Auf diese Tasche hatte man in den Kontrollpunkten mit cut-off Zeiten Zugriff. Dafür wurde sie vom Veranstalter entsprechend transportiert. In die Tasche deponierte ich Wechselschuhe, Nahrung, Wechselklamotten, Batterien, eine weitere Powerbank, ein USB-Ladegerät und weitere nützliche Gegenstände.

Anreise + Vorbereitung

Da für den Vortag von 10 bis 16 Uhr das Check-Inn vorgesehen war, reisten wir mit dem Flugzeug am 5. Juli morgens von Berlin mit dem Flugzeug an. Bereits in Berlin kamen wir mit einer weiteren deutschen Teilnehmerin Magdalane Paschke in Kontakt. Olso erreichten wir pünktlich und fuhren mit der Bahn zügig zum Hauptbahnhof. Dort begaben wir uns auf direktem Weg zum Laden des Norwegischen Wandervereins (DNT). Wir benötigten noch zwei Gaskartuschen, die wir nicht im Flugzeug transportieren durften. Weiterhin schloss ich eine Jahresmitgliedschaft beim Verein ab. Für einen Pfand bekommt man dann auch den Universalschlüssel für die Hütten ausgehändigt. Im Notfall sollte er uns den Zutritt zu den Hütten gewährleisten. Dafür hatten wir uns auch eine Liste der Hütten erstellt, an welchen wir vorbei kommen sollten. Nach einem kleinen Snack fuhren wir mit der S-Bahn gen Starthotel vorbei am Holmenkollen. Im Hotel war schon alles vorbereitet für den Start am kommenden Tag.

Der Check-Inn wurde sehr akribisch vom Veranstalter durchgeführt. Selbst die Sonnencreme und die Papierkarte musste vorgezeigt werden. Wir konnten alles korrekt vorweisen und erhielten an unseren Rucksack den Kontrollanhänger „Approved“.

Beim Check meines Garmingerätes musste ich erschrocken feststellen, dass zwar die Tracks korrekt geladen waren aber meine norwegische Karte nicht korrekt installiert war. Mit dem Sprecher des Laufes konnten wir dann an seinem PC die Karten ins richtige Verzeichnis verschieben. Schon lief es wieder! Ein kleiner Schreckmoment war gemeistert. Man hätte zwar nur nach dem Track laufen können, einfacher ist eine Orientierung aber, wenn man die Karte sieht. Tims Garmin-Gerät funktionierte einwandfrei. Nach dem Packen unserer Dropbags konnten wir diese abgeben und ein kurzes Schläfchen auf dem Zimmer nehmen.

Um 17 Uhr erfolgte das Briefing aller Teilnehmer. Neben den Teams über die 500 km gab es auch noch einige wenige Sololäufer über 100 und 200 km. Darunter auch zwei Deutsche, die in Norwegen leben. Beim Briefing wurde uns noch mitgeteilt, dass es noch eine Streckenänderung bei Km 327 gab. Eine Brücke wurde von der heftigen Schneeschmelze der letzten Wochen weggerissen. Wir mussten deshalb einen See auf der anderen Seite passieren. Die Stelle wo die Strecke abwich, kannten wir vom Lauf 2021 recht gut. Dort hatten wir eine Schlafpause eingelegt. Einige Teilnehmer berichteten weiterhin, dass die Strecke auch nach Voss (Km 375) noch einige Schwierigkeiten bereit hielt und das Rennen dort erst entschieden würde. Nach dem Briefing gab es ein leckeres Abendessen im Hotel. Dort konnten wir neue und alte Bekannte treffen. Alle wünschten sich einen erfolgreichen Lauf. Anschließend verschwanden alle schnell in ihre Zimmer um ein letztes Mal eine geruhsame Nacht zu erleben.

Die erste Etappe

Pünktlich um 8 Uhr am 6. Juli wurde das Rennen gestartet. Für die ersten Tag meldeten die Wetterfrösche leichten bis mittleren Regen. So war es denn auch. Ich entschied mich deshalb gleich für den Poncho als Bekleidung. Bei moderaten Tempo und wenig Wind optimal. Mann und Rucksack bleiben trocken sowohl von Außen als auch von Innen, da genügend Luft an den Körper kommt. Bei viel Wind und sehr schwierigem Gelände ist der Poncho eher unpraktisch, da man seine Füße wenig sieht und der Wind das ganze stark anhebt.

Für die Kameras wurden die ersten Meter locker gelaufen. Doch schon bald sollte es auf Wurzel- und Steinwege in den Wald gehen. Solche Wege sind mit acht bis zehn Kilogramm Gewicht auf dem Rücken schlecht laufbar und hätten zu viel Kraft gekostet. Einige wenige Straßen und Schotterwege waren dann später leichter laufbar. Insgesamt hatten wir uns ausgerechnet, dass wir die erste Etappe von 95 Kilometer eventuell in 24 Stunden schaffen könnte. Dann hätten wir genügend Zeit am ersten CP um einige Stunden zu schlafen und neue Kräfte zu sammeln. Insgesamt hatten wir 30 Stunden Zeit für diese Etappe. Leider stellte sich dies schnell als Trugschluss heraus. Der Untergrund wurde sehr schnell sehr schwierig und kostete viel Zeit. Insbesondere die langen Abschnitte die durchs Moore gingen hielten uns auf. Die Nässe weichte unsere Füße stark auf und der von mir gewählte Hoka-Schuh erwies sich als etwas zu eng, so dass ich mir zwischen den Zehen Blasen lief die ich alsbald abkleben musste. Unsere Füße sollten die nächsten neun Tage nicht wieder trocken werden!

Ständig nasse Schuhe im Moor

Bei Km 35 trafen wir auf die Kleinstadt Sundvollen. Dort konnten wir uns im Einkaufszentrum versorgen und eine kleine Rast einlegen. Ebenso hatte der Veranstalter bei Kilometer 62 die Hovinkoia Hütte offen gelassen. Dort konnten wir aus eigenen Vorräten uns eine Mahlzeit kochen. Bereits dort übernahmen wir die „Rote Laterne“ als letzte Mannschaft des Rennens. Nach der Rast brach die kurze Nacht an. Wenige Kilometer weiter wurden wir von einem Pärchen an einer Blockhütte (Km 66) schon erwartet. Sie beobachteten alle Teams auf der Homepage. So wussten sie, dass wir noch als letztes Team kommen mussten. Wir wurden freudig von ihnen mit einem Schnaps empfangen. Wir ließen uns nicht lang bitten. Und schon waren wir wieder in der Nacht verschwunden. Im Moor mussten wir auf einige kleinere Bachläufe aufpassen in den das Wasser durchaus mal bis zum Knie gehen konnte. Wir wir später erfuhren, war Magdalena in einem ähnlichen Loch in dieser Nacht bis zur Brust versunken. Ihre Teamkollegin musste so dort erst daraus befreien.

Im ersten Checkpunkt in Noresund (Km 95) wurden wir mit dem Titel „Atemlos durch die Nacht“ gegen 10:30 Uhr empfangen. Wir hatten also 26,5 Stunden für die 95 gebraucht. Viel mehr als wir erwartet hatten! So blieben uns nur 2 1/2 Stunden für die Rast mit insgesamt 1 1/2 Stunden Schlaf.

Zweite Etappe

Aus Noresund raus sollte es alsbald deutlich nach oben gehen. Von 130 Meter über NN auf den höchsten Punkt der Strecke dem Högevard mit 1459 m NN. Meistens ging es dabei auf relativ guten Wanderwegen zügiger voran. Kurz vor der Hütte trafen wir auf einem Schneefeld auf eine große Gruppe Rentiere. Damit hatten wir nicht gerechnet. Die Tiere hatten sich wohl auf Grund der Mücken auf die kalte Insel zurückgezogen.

In der Hütte Högevard (Km 115) kurz vor dem Gipfel wollten wir dann unbedingt den nötigen Schlaf uns holen. Um 19:30 Uhr trafen wir dort ein. Schnell schrieben wir uns ins Hüttenbuch ein und verkrochen uns schnell in die Betten. Endlich konnten wir uns drei Stunden Schlaf holen. Nach einer selbst zubereiteten Mahlzeit in der Hütte verließen wir diese und erreichten gegen Mitternacht den Gipfel. Gegen Mitternacht war es noch so hell, dass man problemlos eine Zeitung hätte lesen können. Erst gegen 1 Uhr war es dunkel mit einem hellen Streifen Licht am Horizont.

Zügig machten uns auf den weiteren Weg immer bedacht den nicht sehr deutlichen Weg nicht zu verlieren. Eine weitere Hütte (Km 128) nutzten wir am frühen Morgen für einen Kaffee. Im Zimmer schliefen noch alle. Wir versuchten so leise wie möglich zu sein.

Der Weg zog sich in die Länge. Besonders die Wegabschnitte, die sich durch die Moorbirken zogen, waren sehr schwer zu belaufen. Viele Steine, niedrig hängende Äste und sehr viel Wasser verzögerten unser Vorankommen. Am CP2 in Langefrag (Km 160) kamen wir am dritten Tag kurz vor 16 Uhr an. Die Versorgung war unter einem offenen Zelt aufgebaut. Vor uns war das Frauenteam: „Die Zombies“, angekommen. Fast gemeinsam verließen wir nach einer Stunde Schlaf auf einer Holzbank das Lager. Die nachfolgende Strecke erwies sich als gut laufbar. Dabei konnten wir die „Rote Laterne“ an die Zombies weiterreichen. Wir kamen gut voran.

Nach einem Aufstieg (Km 175) erwartet uns wieder eine Norwegerin. Dieses Mal gab es statt Schnaps Schokolade von ihr. Auch diese nahmen wir dankend an. Nach weiteren Kilometer machten wir uns für die dritte Nacht bereit. Dabei muss ich wohl meine Erste-Hilfe-Set verloren haben. Ebenso dabei war mein Hüttenschlafsack aus Seide und meine Rettungsdecke. Trotz zunehmende Müdigkeit und bissigen Mücken konnten wir fast fünf Stunden vor dem cut-off im CP3 in Vasstulan (Km 193) erreichen. Dieses Mal wurden wir mit besser Musik: „Hells Bells“, begrüßt. Wir freuten uns riesig, dass wir Zeit raus holen konnten.

Dritte Etappe – Über die Hardangervidda

Nach drei Stunden Schlaf und einem ausreichenden Frühstück verließen wir fast gemeinsam mit den „Zombies“ vier Minuten vor dem offiziellen cut-off um 7:56 Uhr den CP. Drei Tage waren rum! Die kommenden Kilometer kannten wir bereits von 2021 auch wenn der CP damals in Torsetlia war. Es ging viel über das Fjell mit sehr viel Gestrüp aus Weidenbüschen, Wacholder, Heidekraut und Heidelbeeren. Das Zeug kann einem ganz schön die Unterschenkel zerkratzen, deshalb hatte ich mir vorsorglich sehr fest Gamaschen besorgt, die mir bis unters Knie reichten. Sie leisteten gute Arbeit. Besser lief es sich, wenn es über die Rentierflechten ging. Allerdings waren auch längere weglose Passage dabei, die einem Zeit durch die ständige Navigation kosteten. Insgesamt zog sich der Weg in Richtung des kommenden CP in Kraekkja in die Länge. Am Kilometer 222 legten wir an der Brücke über den Fluss Numedalslagen unsere Rast für das Abendbrot ein.

In Kraekkja (Km 254) gab es keinen offiziellen cut-off. Trotzdem hatten wir eine Zeitvorgabe um abschätzen zu können, wo man lag. Wir kamen bereits 43 Minuten (7:43 Uhr am 4. Tag) später an als die vorgeschlagene Verlassenszeit. Deshalb gönnten wir uns auch nur zwei Stunden Schlaf. Dort wurden wir von der Helferin mit den Worten: „Willkommen in Westnorwegen. Jetzt wird es nasser!“, begrüßt. So sollte es sein! Beim Verlassen der Hütte regnete es und es sollte sich für den Tag auch nicht mehr ändern. Mühsam und müde schleppten wir uns über die Hochebene. Die Finsehütte wollte, wie schon vor zwei Jahren, nicht näher kommen. Wir benötigten den ganzen Tag um diese Strecke zu bewältigen. So langsam merkten wir den allgemeinen Kräfteverfall und die zunehmende Müdigkeit. Wir hatten uns ausgerechnet, dass wir pünktlich zum Abendessen in der großen bewirtschafteten Hütte sein wollten. Punkt 19 Uhr waren wir an der Finsehütte (Km 278) und konnten deshalb auch am Abendessen teilnehmen. Eine Vorsuppe, eine Lasagne und eine Dessert füllte etwas unsere leeren Speicher. Wir merkten nun auch, dass die Energieaufnahme auf der Strecke knapp war und wir aus unseren Körperreserven schöpfen mussten. In der Zwischenzeit war auch das Frauenteam: „Die Zombies“, an der Hütte angekommen. Leider musste eine Teilnehmerin bedingt durch ihre offenen Füße hier das Rennen beenden. Dies tat uns unendlich leid! Sie hatten sich so dich an unsere Fersen geheftet und Stärke gezeigt. Trotzdem ging es hier für sie nicht weiter!

Nach einer halben Stunde Schlaf im Kofferraum der Hütte ging es 21 Uhr wieder in den Regen hinaus. Dieser hatte mittlerweile an Stärke zugenommen. Für die kommenden 35 Kilometer bis zum Kontrollpunkt Nr. 5 hatten wir noch acht Stunden Zeit. Da es auf dem Radweg Rallervegen zügig voran gehen sollte, könnten wir den cut-off noch schaffen. Wir nahmen also die Füße in die Hand. Anfangs gelang es uns auch ein Tempo über fünf Kilometer pro Stunde einzuschlagen. Der Regen nahm weiter an Stärke zu und zu allem Überfluss frischter der Wind auf. Da die Temperaturen auch sanken schwanden unsere Kräfte zunehmend. Im Tal konnte man noch Schnee und Eis bedeckte Seen bestaunen. Besonders Tim kämpfte verbissen an meinen Fersen mit dem Schlaf. Er war ständig bemüht nicht im Gehen einzuschlafen. Seine einzigen Gedanken waren: „Dran bleiben! Wenn ich falle, dann nach rechts gen Bergseite.“ Ich wusste das nach ca. 20 Kilometer die Hallingskeid Hütte kommen müsste. Nach 20 Kilometer konnten wir auf dem Radweg aber nur vorbeifahrende Züge, Regen und Schneereste ausmachen.

Wo war nur die Hütte? Waren wir schon vorbei gelaufen? War sie überhaupt direkt am Weg? Das Denken viel uns sehr schwer. Nach weiteren 40 Minuten kamen Lichter oberhalb auf. Auch das waren andere Gebäude. Dann endlich weitere Hütten im Nebel. Ein davon war die erhoffte Hütte. Völlig durchnässt und durchgefroren kamen wir um 1:46 Uhr dort an. Die nassen Klamotten vom Körper. Die elektrische Heizung hochgedreht und in eine Wolldecke gehüllt. So konnten wir zwei Stunden etwas schlafen und Wärme und Kräfte tanken. 3:37 Uhr ging es weiter. Der Regen hatte endlich etwas nachgelassen. Die cut-off Zeit konnten wir aber nicht mehr schaffen! Später bemerkten wir erst, dass ein weiteres Team in der Hütte übernachtet hatte. Dieses musste dann am nächsten CP aussteigen.

So kam es, dass wir erst kurz vor 7 Uhr in Vatnahalsen ankamen. Der cut-off war um 5 Uhr abgelaufen!

Trotzdem weiter!

Wir überlegten eigentlich gar nicht. Für uns stand fest, wir gehen weiter und versuchen das Ziel trotzdem in Bergen rechtzeitig zu erreichen. Für die fehlenden 184 Kilometer hatten wir vier Tage und einige Stunden Zeit. Nach zwei Stunden Schlaf starten wir wieder in den Morgen. Den Tracker, hatte man uns nicht wieder gegeben. Wir waren jetzt offiziell privat unterwegs. Leider konnten uns dadurch Feunde und Familie nicht mehr online verfolgen. Deshalb sendeten wir gelegentlich, bei telefonischer Erreichbarkeit, unseren Standort.

Weiter ging es auf bekannten Wegen über einen Pass. Dieser fiehl uns dieses Jahr leichter, so dass wir nach knapp vier Stunden in Upsete (KM 323) waren. Dort hatten wir schon vor zwei Jahren eine Rast eingelegt. Weiter ging bis zu der beim Briefing genannten Stelle an der der Track auf dem Garmin nicht aktuell war. Wir fanden schnell den Weg am rechten Seeufer. Der Weg dort entlang war mühselig. Am Ende mussten wir den Fluss überschreiten. Wir dachten, wir sind im falschen Film. Keine Brücke über den reißenden Fluss! Dafür konnten wir die andere Brücke über den anderen Flussarm ausmachen, die angeblich nicht mehr vorhanden war. Wie sollten wir rüber kommen? Die Strömung war enorm und drohte uns mitzureißen! Über 20 Minuten suchten wir den Fluss ab nach einer Möglichkeit sicher ans andere Ufer zu kommen. Endlich machten wir eine Stelle aus, wo wir den Fluss passieren konnten. Später erfuhren wir, dass die andere Brücke tatsächlich nur noch aus einem wackligen Holzbalken bestand und man bis zur Hüfte im strömenden Wasser gestanden hätte.

Jetzt ging es steil nach oben. Wir erreichten bald die Schneefelder unter denen wir den fließenden Fluss hörbar orten konnten. Keine ganz ungefährliche Angelegenheit. Einige wenige Markierungen und Steinmännchen wiesen uns den herausfordernden Weg über den Pass. Dort kam immer mehr ein Sturm auf, der sich im oberen Drittel zu einem Orkan aufbaute. Möglichst schnell versuchten wir diesen unwirtlich kalten Ort zu verlassen und die am See liegende BT-Hütte (Km 341) zu erreichen. Dort kamen wir um 22:17 Uhr an. Nach einem warmen Abendessen verkrochen wir uns schnell in die Betten.

Eigentlich wollteten wir um 4 Uhr wieder starten. Die Müdigkeit bewog uns aber eine Stunde länger zu schlafen. Um 5 Uhr des sechsten Tages brachen wir wieder in Richtung Voss (gesprochen Woss) auf. Jetzt wurde der Weg leichter. Trotzdem brauchten wir bis 18 Uhr um den Bauernhof beim CP6 in Voss (Km 375) zu erreichen.

Wir hatten mit der Rennleitung vereinbart, dass wir dort nochmals versorgt wurden und wir auch ein letztes Mal auf unseren Dropbag zugreifen konnten. Danach sollte unsere Dropbag ins Ziel transportiert werden. Und wie wir versorgt und umsorgt wurden! Fredrik Fjose und seine Familie waren für den CP verantwortlich. Auf seinem Bauernhof konnten wir neue Kräfte tanken. Fredrik ist ein sehr guter Ultratrailläufer und hatte in Göttingen Landwirtschaft studiert. So kamen wir sehr schnell in Gespräch (in Deutsch). Nach dem Abendessen konnten wir in seinem Stabbur fünf Stunden schlafen. Eine Wohltat!

Auf Alternativrouten weiter gen Bergen

Bis Voss hatten wir die Orginalroute genommen. Wir hatten uns vorgenommen, die vom Veranstalter vorgeschlagenen Alternativrouten zu wählen. Die letzten zwei Teams vor uns hatten bereits auch die Alternativroute von Voss nach Vending nehmen müssen. Auf dem Weg dorthin folgten wir erst Straßen und Forstwege. Später wurde auch hier der Weg schwerer. Neben dem körperlichen Verschleiß zeigten sich auch Verschleißspuren an der Ausrüstung. Tims Schuhe verloren in dem sauren Wasser der Moore ihre blaue Farbe. Mein rechter Schuh entwickelte ein Loch an der rechten Außenseite. Trotzdem rieb er an meinem kleinen Zeh und verursachte Blasen dort. Kurzer Hand schnitt ich ihn weiter auf. Jetzt konnte nichts mehr reiben!

Gegen Mittag des siebenten Tages erreichten wir im Regen die Kiellandbu-Hütte (Km 409). Die winzige Hütte mit fünf Schlafplätzen war eines der Markenzeichen des Laufes.

Wir wurden von zwei Norwegerinnen mit Brot und Erdnussbutter bewirtet. Ein kurzer Mittagsschlaf rundete die Rast ab. Jetzt waren es weniger als 100 Kilometer bis nach Bergen. Wir hatten dafür noch ca. zwei Tage Zeit. In 14 Kilometern sollte die Vending-Hütte kommen. Diese wollten wir als Übernachtungsquartier wählen. Auch dort nutzten wir die Zeit für einen ausgiebigen Schlaf von fünf Stunden. Wir wussten, dass es auf der letzten Etappe durch die letzte Nacht keine Möglichkeit mehr gab zu übernachten. Deshalb hofften wir, so gestärkt wie möglich in die letzte Etappe zu gehen.

Letzte Etappe

Gegen 3 Uhr war die Nacht vorbei. Nach einem Frühstück brachen wir auf. Wir hofften, dass die Strecke langsam leichter werden würde. Um 9:32 Uhr erreichten wir den vorletzten CP Nr. 7 Kvitingen. Er war bereits wie erwartet geschlossen. Weiter ging es auf leichter zu begehenden Wegen und später auch auf weglosen Abschnitten durchs Fjell. Dort konnten wir teilweise den Fußspuren der Teams die vor uns waren folgen. Wir entwickelten uns zum Spurenleser. Wir versuchten das Tempo hoch zu halten. Gegen 21:20 Uhr des letzten Abends gelangten wir an den letzten CP Nr. 8 in Gullboten an einer Landstraße. Dort bereiteten wir uns unsere letzte warme Mahlzeit. Unsere Vorräte aus dem Dropbag und dem Rucksack waren weitesgehend aufgebraucht. Für die letzte Nacht und den kommenden Tag hatte ich noch eine Tafel Rittersport, zwei Riegel und ein kleines Gel. Das musste reichen! Tim ging es nicht besser! Wir teilten alles brüderlich. Trotzdem merkte man an jedem Anstieg die fehlende Energie.

Die letzte Nacht brach an. Auf guten Wegen kamen wir zügig voran. Dennoch mussten wir uns zumindest für zwei Stunden ein Nachtquartier suchen. Eine Bushaltestelle an einer Straße nutzen wir dafür. Eingehüllt in den Biwak versuchten wir ein wenig Schlaf zu bekommen und dabei nicht komplett auszukühlen. Nach zwei Stunden war Schluss damit! Weiter ging es durch die Nacht. Wir hatten schließlich noch zwei Berge vor uns. Der erste Berg forderte unsere ganze Kraft. In Serpentinen ging es aufwärts von ganz kurzen Powernaps unterbrochen. Ständig übermannt uns die Müdigkeit.

Schwieriger gestaltete sich der Abstieg. Wildes Gestrüp mit sehr steilen Wegabschnitten mit Erdrutschen verhinderte ein zügiges Vorankommen. Wenn der letzte Berg auch so schwierig sein sollte, dann würden wir den Zielschluss verpassen. Um 6 Uhr hatten wir den letzten Berg von ca. 600 Höhenmetern und ca. 20 Kilometern noch vor uns. Wir kämpften mit uns und gegen unsere Müdigkeit. Nach dem letzten Aufstieg zog sich der Weg noch etwas über das Fjell. Am Gipfel und beim Abstieg kamen uns Wanderer entgegen. Der Weg konnte nicht mehr so schwierig sein. Relativ zügig für unsere Verhältnisse konnten wir den Berg absteigen. Die letzten sechs Kilometer ging es jetzt durch Bergen. Jetzt endlich konnten wir abschätzen, dass wir es innerhalb des cut-offs schaffen würden. Vier Kilometer vorm Ziel teilte ich ein letztes Mal unseren Standort mit der Rennleitung und unseren Angehörigen. Auch wenn es leicht klingt, selbst die letzten Kilometer mussten erkämpft werden. Trotzdem war es nur noch 1 Prozent der Strecke!

Um 14:47 Uhr, gut eine Stunde vor dem Zielschluss, erreichten wir das Ziel in Bergen. Das Zielteam war trotz meiner Standortteilung überrascht über unser Ankommen. Wir waren überglücklich, als siebtes und letztes Team Bergen zu erreichen. Auch wenn wir nicht offiziell in der Wertung war, war uns diese Tatsache relativ egal. Wir fühlten uns als Finisher und so wurden wir auch von allen gefeiert. 504 Kilometer lagen hinter uns. Neun Tage, sechs Stunden und 47 Minuten waren wir erfolgreich als Team unterwegs ohne auch nur einmal zu streiten. Viele sehr schöne Momente, ganz viel Anstrengung, einige Blasen, zehn blaue Zehnnägel bei Tim, zerkratzte Beine, zerstochene Haut, wenig Schlaf (insgesamt ca. 36 Stunden) und ständig nasse Füße schweißten uns eher zusammen.

Im Ziel nahmen wir dann jegliche angebotene Nahrung mit Heißhunger an. Kurze Zeit nach unserer Ankunft begrüßte und beglückwünschte uns auch die Rennleitung zu unserem Finish.

Siegerehrung

Für 17 Uhr war die Siegerehrung angesetzt. Unser Nachtquartier und die Duschen waren unweit vom Ziel. Da wir nicht viel Zeit hatten beeilten wir uns mit der ersten Dusche nach über neuen Tagen. Der Schlamm hatte sich tief in die Waden eingearbeitet. Schnell noch ein warme Mahlzeit mit einem selbst mitgebrachten Finisherbier und ab zur Siegerehrung.

Bei der Siegerehrung wurde wir für die offizielle Wertung über 200 km geehrt und besonders herausgestellt, dass wir dennoch ins Ziel gekommen sind. Das Siegerteam, ein tschechisches Pärchen, und alle anderen wurden würdig geehrt. Einen Einblick kann euch das Video zeigen (leider kann ich es nicht einbetten):

https://www.facebook.com/oslobergentrail/videos/1530726354001657

Rückreise

Nach einer unruhigen Nacht im Sportzentrum brachte uns eine freundliche Helferin zum Bahnhof in Bergen. Dort ging es in sieben Stunden mit der Bergensbahnen zurück nach Oslo.

Nach einem verspäteten Rückflug von Oslo nach Berlin und einer kräftezehrenden Rückfahrt mit dem Auto nach Hause waren wir gegen 1:30 Uhr zu Hause angekommen. Anne hatte noch auf uns gewartet und beglückwunschte uns überglücklich zu unserem Finish. Komatöse fiehl ich ins Bett. In der Nacht sollte ich nochmal hochschrecken und denken, dass ich doch weiter laufen müsste!

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Erlebnisberichte, Läufe
Tags
Oslo-Bergen-Trail, Tim Fischer, Torsten Hentsch, Ultramarathon
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10. Brocken-Challenge

Torsten Hentsch | 9. Mai 2013

Nach meinen erfolgreichen Vorbereitungsläufen in Leipzig (Wintermarathon) und Rodgau (50 km) konnte ich relativ beruhigt an die Brocken-Challenge gehen. Mein Trainingszustand war für meine Verhältnisse sehr gut. Die Brocken-Challenge beginnt am Stadtrand von Göttingen, verläuft leicht wellig bis Barbis (42 km) um dann mit dem so genannten „Entsafter“ in den Harz hinein zu führen. Ziel ist der Brockengipfel. Die gesamte Strecke hat eine Länge von 80,5 km, wenn man sich nicht verläuft, bzw. die Strecke auf Grund der Schneelage verlegt werden muss. Es gab auch schon ein Jahr, wo der Lauf abgebrochen wurde, da es auf dem Gipfel zu stürmisch war.

Bei der Anmeldung muss man sehr schnell sein. Die 180 offiziellen Startplätze waren in weniger als zehn Minuten weg. Ein Rätsel ist mir allerdings, warum man so was immer um Mitternacht machen muss. Genauso könnte man die Anmeldung um 20 Uhr aufmachen. Was mich sehr beeindruckt hat, dass alle Startgelder gemeinnützigen Vereinen zugutekommen.

Beim Brocken-Challenge muss man bereits am Freitag in Göttingen anreisen. Am Abend vorher gibt es ein offizielles Briefing in einem Hörsaal der Sportwissenschaften der Uni Göttingen. Dort erfolgt ein sehr umfangreiches und meiner Meinung nach zu langes Briefing von über zwei Stunden. Die Veranstalter feiern sich halt gern. Naja, sei es wie es sei. Nach dem Startnummernempfang und der Abgabe meines Dropbags für die Ankunft auf dem Brocken (man muss wieder zu Fuß nach Schierke kommen), konnte ich zum Startbereich fahren. Im Waldhaus am Kehr gab es dann ein leckeres Pasta-Essen. Zwei Weißbier rundeten dann die Nachtvorbereitung ab. Ich hatte einen Schlafplatz im Reiterhof am Kehr gebucht. Das Geld war es jedoch nicht wehrt. Die Küche, in der wir übernachten sollten, war ungeheizt und gelinde gesagt unsauber. Deshalb entschloss ich mich, im Auto zu schlafen. Die Nacht sollte zwar mit -5°C relativ frisch werden. Meine Schlafsack und zur Not die Standheizung meines Autos sollten mich jedoch warm halten.

Da um 6 Uhr der Start sein sollte, machte ich mich ab ca. 4:30 Uhr langsam fertig. Am Startbereich gab es ein Frühstück mit rein ökologischen Zutaten. Naja, nicht genau meine Kragenweite, aber wenn es schön und schön schnell macht! Ich füllte die Trickblase meines Rücksacks mit warmen Wasser, welches ich mit ausreichend Isomaltose versetzte. So versuchte ich, das Einfrieren, so lange wie möglich zu verhindern. Im vergangenen Jahr hatten alle Teilnehmer mit zugefrorenen Trinkbehältnissen zu kämpfen. Allerdings war es im vergangenen Jahr deutlich kälter. Mir sollte dies damit bis kurz vor dem Brockengipfel erspart bleiben.

Kurz nach 6 Uhr fiehl der Startschuss, noch im Dunkeln. Die ersten zehn Kilometer mussten also mit Kopflampe bewältigt werden. Den Weg markierten auf den ersten zwei Kilometern Fakeln. Da ich in der Nähe von zwei Bekannten, Thomas Ehmke und Michael Frenz, lief, konnte ich auf den ersten Kilometern ihrem Bericht vom Spine Race folgen. Sie waren einige wenige Wochen vorher in GB zusammen mit Jin Cao beim Spine Race über 268 Meilen Teilnehmer. Beeindruckend! Da war dies hier ein Kinderspiel!

Die Strecke war mit meinem Salomon Spike Cross gut zu laufen. Auf vereiste Abschnitte oder festen Schneedecken stand der Schuh bombenfest. Auch im Tiefschnee sollte er später gute Dienste leisten. Die ersten 30. Kilometer bis zur Ruhmequelle verliefen relativ unproblematisch. Die Untergrund war leicht überschneit und teilweise eisig. Kurz vor der Ruhmequelle lief Holger Kanisch aus Lauchhammer auf mich auf. Wir kannten uns bereits vom Jurasteig Nonstop Ultratrail vom letzten Jahr. Holger ist eigentlich deutlich schneller als ich. Aufgrund einer Erkältung hielt er sich aber zurück und zog mich meistens mit. Ich hoffe, ich war nicht zu sehr eine Bremse für ihn.

Ab der Ruhmequelle ging es dann so langsam aber sicher ins Gebirge. Einige wellig Abschnitte bis Barbis verhalfen mir zu harten Waden. Na toll! Auf dem Abschnitt überholten wir noch Thomas Ehmke, der nur noch wanderte. Er wollte in Barbis aussteigen. Er meinte, nach seinem ultralangen Kanten in UK, sei er noch nicht wieder komplett regeneriert. Vernünftig Thomas! Ich hoffte, dass meine Waden wieder besser werden würden, wenn es steil bergauf gehen würde. In den meisten Fällen klappt das so.

Nach Barbis ging es dann endlich in den Harz. Der „Entsafter“ ist ein elend langer Berg mit einer unangenehmen Steigung. Zu flach um zu gehen, zu steil um komplett zu laufen. Holger war mir eine gute Hilfe an diesem Berg. Allmählich kamen wir auch auf Strecken mit mehr Schnee. Der Schnee auf den Wegen glich einem Beachvolleyball-Platz. Es war ein mühsehliges Vorankommen.Ich wünschte mir, ich hätte Skier unter meinen Füßen, dann hätte ich in der Loipe laufen können und nicht daneben. Wir schleppten uns weiter durch den Schnee. Die Temperatur sank so allmählich mit der Höhe. Die VPs gaben uns jedes Mal neue Energie. Ab der letzten Verpflegung Oderbrück (km 72,4) wurde der Untergrund fester und wir konnten wieder etwas Tempo aufnehmen. Wir wussten nun, dass wir noch im Hellen auf dem Gipfel ankommen würden. Der Abend meinte es nun auch gut mit uns. Der Himmel riss auf und wir konnten herrliche Winterbilder mit etwas Sonnenschein genießen. Die letzte Etappe war dann wie versprochen die „leichteste“. Uns gelang es vergnügt und zufrieden unter 11 Stunden auf dem Gipfel anzukommen.

Alle Finisher wurden im Goethesaal von den schnelleren Läufern mit Applaus begrüßt. Eine tolle Geste von allen und eine tolle Stimmung. Im Goethesaal konnten wir unseren Dropback in Empfang nehmen und mit einer kurzen Wartezeit auch duschen. Ein Pastagericht schenkte uns neue Kraft für den Rückweg nach Schierke. Holger und ich machten uns dann auch bald auf den Weg. Wir wollten unbedingt den ersten Bus von Schierke nach Göttingen erwischen. Nach einer Wartezeit von einer Stunde im Café mit Kaffee und Kuchen fuhr der Bus auch pünktlich ab. Nach ca. 1 1/2 Stunden erreichten wir Göttingen. Ich setzte mich auch bald in mein Auto und machte mich auf den Heimweg. Mit einer Schlafpause fiehl ich dann gegen drei Uhr in mein Bett. Vollauf zufrieden!

Ergebnis 10. Brocken-Challenge

Name Datum Veranstaltung Strecke Zeit Platz ges. Platz AK Teiln. ges. Teiln. AK AK
Torsten Hentsch 09.02.2013 10. Brocken-Challange 80,5 km 10:54 84 16 156 34 M45

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Wintermarathon Leipzig 2013

Torsten Hentsch | 31. Januar 2013

Am 19. Januar 2013 fand im Leipziger Clara-Zetkin-Park der diesjährige Wintermarathon statt. Viele nutzten die Gelegenheit gemeinsam ein paar Trainingsrunden im Dreierteam zu drehen. Unser „Team“ bestand nur aus mir und Volker Krause einem mir bekannten Ultraläufer aus Straußberg. Wir trafen uns rechtzeitig vor dem Lauf und fragten an der Teambörse an, ob jemand mit uns laufen wollte. Unser Ziel war dabei, die vier Stunden zu unterbieten. Nach kurzer Zeit fand sich auch Peter Fröhlich vom veranstaltenden Verein zu uns. Er wollte zwar schneller laufen, konnte sich mit dem Ziel, sub 4 h, aber auch anfreunden. So war unser Team: „Die Glorreichen Drei“, vollständig.

Die Strecke bestand aus einer Fünf-Kilometer-Runde. Diese musste acht Mal durchlaufen werden. Als letztes schloss sich noch eine 2,195 km-Schleife an. Die Witterungsbedingungen waren typisch für den Laufnamen, winterlich. Es lagen wenige Zentimeter  Schnee. Ein kalter Wind von ca. -5°C rundeten das winterliche Ambiente ab. Deshalb hatte ich mich auch entschlossen meine neuen Salomon Spike Cross mit kurzen Spikes zu nutzen. Eine Entscheidung, die ich nicht bereute. Ich rutschte nicht einmal und hatte immer ein sicheres Gefühl. Ein guter Test für die Brockenchallenge. Wir versuchten von Anfang an, genau das Tempo von sub 4 h zu treffen. Dies gelang uns auch sehr gut. Fast jede Runde beendeten wir mit der fast gleichen Zeit. Volker kämpfte zwar zum Ende, um mit uns mitzuziehen. Er hatte noch nicht seine volle Trainingsform Mitten im Winter erreicht. Trotzdem konnten wir ihn motivieren, auf den letzten Kilometern nochmals Gas zu geben. Dann gelang es uns auch fast auf die Sekunde die vier Stunden zu treffen. Ich war sehr zufrieden mit diesem Trainings-Marathon.

Die Organisation kann man auch nur loben. Verpflegung, Zeitnahme und Örtlichkeiten waren perfekt. Besonders gefiehl es mir, dass man im Anschluss die Sauna nutzen konnte. So war man schneller wieder locker. Ich werde sicher in den nächsten Jahren wieder in Leipzig am Start sein.

Ergebnis Wintermarathon Leipzig 2013

Name Datum Veranstaltung Strecke Zeit Platz ges. Platz AK Teiln. ges. Teiln. AK AK
Die Glorreichen Drei 19.01.2013 Wintermarathon Leipzig 2013 Marathon 3:59:48 25   44   Ü150

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8. Marathon Deutsche Weinstraße

Torsten Hentsch | 29. April 2012

Am vorletzten Aprilwochenende 2012 wurden wir mit einigen anderen Sportlern (unter anderem begleitete uns Margit und Jürgen Rockstroh) des Saale-Holzland-Kreise vom Landkreis und dem Kreissportbund zu einem gemeinsamen Besuch des 8. Marathon Deutsche Weinstraße eingeladen. Bereits vor zwei Jahren (der Marathon findet nur alle zwei Jahre statt) wurden wir schon vom Landkreis und seinem Partnerkreis Bad Dürkheim hierzu eingeladen. Die Gastfreundschaft in der Pfalz empfanden wir bereits im vorletzten Jahr als sehr angenehm. Wir freuten uns wiederum auf Weinschorle, Pfälzer Teller mit Saumagen und Handkäs mit Musik. Die Anreise erfolgte einerseits mit einem gesponserten Bus und zwei privaten PKWs. Ulrike und Michael Stahn sowie Anne und ich wollten eine  Nacht länger in der Pfalz bleiben um neben dem sportlichen Ereignis auch ein paar andere Seiten der Pfalz kennenzulernen. Die meisten reisten im Laufe des Sonnabends in Bad Dürkheim an. Im Hotel angekommen liefen fast alle erst einmal eine kleine Runde, um die von der Fahrt steif gewordenen Beine aufzulockern. Dabei kamen alle in einen ordentlich kalten Regenguss. Wir hofften, dass uns dies beim morgigen Lauf nicht überraschen würde.  Auch beim Spaziergang durch Bad Dürkheim wurden wir noch einmal von einem Schauer überrascht. Das Wetter zeigte sich launischer als in der Heimat.

Am Nachmittag machten wir uns nach Bockenheim, dem Start- und Zielort von beiden Laufstrecken, auf. In Bockenheim holten wir als erstes unsere Startunterlagen ab. Danach ging es ins Festzelt. Bei mitreißender Musik stellten viele Kunstturner auf der Bühne ihr Können dar. Wir konzentrierten uns allerdings mehr auf die Pasta-Party und die Läufer-Messe. Am Abend waren wir von Herrn Janson sen. ins Schloss Janson zu einer Weinprobe eingeladen. Der folgten wir natürlich sehr gern. Herr Janson stellte dabei sowohl den Betrieb, die Produktionsmethoden als auch acht Weine vor. Dabei stellte sich heraus, dass er auch gleichzeitig der Bürgermeister des Ortes war. Die Weine, die er uns vorstellte, mundeten uns sehr. Deshalb beschlossen wir, dass wir am Montag das Schlossgut noch einmal besuchen würden, um entsprechende Weinmengen mit in die Heimat zu nehmen. Gegen 22 Uhr waren wir wieder im Hotel und fiehlen schnell in die Betten.

Pünktlich zum Frühstück traffen wir uns wieder. Alle verputzten noch eine ordentlich Portion Kohlenhydrate und füllten ihr Flüssigkeitsdepot auf. Kurz nach 8 Uhr verließen wir Bad Dürkheim. In Bockenheim fanden wir an ähnlicher Stelle wie 2010 einen Parkplatz unweit des Starts. Schnell waren wir im allgemeinen Getümmel untergetaucht. Kurz mussten wir überlegen, wass die passende Laufkleidung war. Die meisten entschlossen sich trotz der kühlen Temperaturen für kurze Laufsachen. Unseren Läuferbeutel konnten wir schnell und unkompliziert im Zelt abgeben. In den umliegenden Weinbergen konnte man sich ordentlich warm laufen.  Im Startbereich fand ich mich dann neben Michael Stahn und Torsten Heyder wieder. Beide wollten über die Halbmarathondistanz gehen. Dies bedeute für mich, dass es ein schneller Start würde. So kam es dann auch. Bis ca. Kilometer Sieben folgte ich den beiden. Ließ dann aber doch vernünftiger Weise dort abreißen. Schließlich kamen ja noch 35 Kilometer! Nach dem Verlassen der Halbmarathonstrecke ließ ich es gemeinsam mit einem älteren Läufern etwas ruhiger angehen. Einige Kilometer vor Bad Dürkheim, dem Wendepunkt der Strecke, kam dann unangenehmer Nieselregen auf. Da das Tempo immer noch recht hoch lag frohr ich jedoch nicht.

In Bad Dürkheim wurden wir freudig empfangen. Ich wurde als Läufer des Partnerkreis identifiziert. Das gleiche gilt für Herxheim. Dort wurde ich von Gabi Gründling unserer Pressewartin des DUV freundlich begrüßt. Ich grüßte zurück. Ab Grünstadt wurden meine Beine dann doch recht schwer. Das hohe Anfangstempo fordert jetzt doch Tribut. Ich versuchte mein Ziel, „unter 3:30 h“, noch zu schaffen. Bei jedem Kilometerschild begann ich zu rechnen. Es würde sehr eng werden! Der Wind unterstützte mich zwar auf dem Rückweg. Dies konnte jedoch meinen Leistungsabfall nicht kompensieren! Irgendjemand rief mir meine Platzierung unterwegs zu. Ich glaube, dort war ich 93. Also ein neues Ziel gefasst! Unter die ersten Einhundert bleiben! Dies Ziel half, einige Mitstreiter noch zu überholen, bzw. nicht überholen zu lassen. An jedem kleinen Berg ging mein Tempo trotzdem schnell runter. Schnell verlor ich wertvolle Sekunden und Minuten. Irgendwann ging es dann aber auf die letzten zwei Kilometer. Jetzt ging es nur noch eben und mit Rückenwind voran. Am Ende von Bockenheim, direkt unterhalb des Hauses der Deutschen Weinstraße, war das Ziel. Im Ziel wurde ich von der ganzen Delegation als einziger Teilnehmer der Marathonstrecke und damit als letzter Finisher des Laufes bejubelt. Die Uhr blieb bei 3:30:59 h stehen. Na ja, wenigstens noch die 3:30 h  auf der Uhr. Meine Platzierung im Männerbereich: 100. Juhu!!! Unter die ersten Einhundert gekommen. Damit war das Minimalziel erreicht.

Schnell erfuhr ich im Ziel, dass Sebastian Dritter gewurden war! Sensationell! Ich freute mich riesig über seine tolle Leistung. Es kam noch mehr. Sebastian, Daniel und Michael wurden als Dritte in der Mannschaftswertung ausgezeichnet. Leider wurde dies später in den offiziellen Ergebnisslisten auf den vierten Platz korrigiert. Anne freute sich über eine Bestzeit auf dieser schweren Strecke. Wir waren ja das dritte Mal dabei. Alle waren rundum mit der Großzügigkeit des Landkreises, der Gastfreundschaft unserer Partnergemeinden und des Partnerkreises, der Organisation des Laufes und der Fahrt sowie größtenteils über ihr sportlichen Leistungen zufreiden. Dafür möchten wir uns als Laufgruppe des SV Hermsdorf bedanken.

Die meisten traten nach dem Lauf zügig die Heimreise an. Wir hatten uns ja vorgenommen, noch einen Tag dran zu hängen. So konnten wir die kulinarischen und kulturellen Highlights genießen. Am Abend kehrten wie zünftig in die Marktschänke in Bad Dürkheim ein. Am folgenden Tag sollte noch der Dom in Speyer und Schwetzingen mit seinem Schlosspark folgen. Dafür besserte sich auch das Wetter allmählich. Ein erlebnissreiches verlängertes Wochenende ging zu Ende.

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Ergebnisse 8. Marathon Deutsche Weinstraße

Name Datum Veranstaltung Strecke Zeit Platz ges. Platz AK Teiln. ges. Teiln. AK AK
Sebastian Harz 22.04.2012 8. Marathon Deutsche Weinstraße Halbmarathon 1:12:36 3 1 1329 121 M30
Daniel Häusler 22.04.2012 8. Marathon Deutsche Weinstraße Halbmarathon 1:35:38 111 17 1329 120 M20
Michael Stahn 22.04.2012 8. Marathon Deutsche Weinstraße Halbmarathon 1:38:30 157 27 1329 271 M45
Torsten Heyder 22.04.2012 8. Marathon Deutsche Weinstraße Halbmarathon 1:42:20 227 44 1329 213 M40
Katrin Heyder 22.04.2012 8. Marathon Deutsche Weinstraße Halbmarathon 2:12:49 429 80 631 118 W40
Anne-Kathrin Hentsch 22.04.2012 8. Marathon Deutsche Weinstraße Halbmarathon 2:38:52 577 121 631 127 W45
Torsten Hentsch 22.04.2012 8. Marathon Deutsche Weinstraße Marathon 3:30:59 100 30 608 153 M45

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Dublin Marathon 2011

Torsten Hentsch | 25. November 2011

Am letzten Oktoberwochenende findet in Dublin traditionell der Marathon statt. Zum diesjährigen Lauf machten sich acht Hermsdorfer nach Irland auf den Weg. In einem kleinen Hotel unweit des Start-Ziel-Geländes hatten wir Quartier bezogen. Sieben von den Hermsdorfern wollten den Marathon unter die Füße nehmen. Eine davon war meine liebe Frau Anne. Dies sollte ihr erster Marathon sein. Da sie mich in Frankreich beim UTMB so unterstützt hatte, wollte ich sie bei ihrem Vorhaben begleiten. Sie hatte eigentlich gehofft, dass es in Dublin auch eine Halbmarathonstrecke geben würde. Dies stellt sich aber als Trugschluss heraus. Deshalb redeten ihr Bruchas gut zu, dass sie auch die ungleich längere Strecke schaffen würde. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und meldete sich an.

In Dublin sollten Ende Oktober sehr gute Laufbedingungen zu finden sein. In der Zeit herrschen ca. 15°C vor. Zum Lauftag wurde dann aber Regen voraus gesagt.

Ich nahm mich den ganzen Lauf zurück und ließ Anne ihren Lauf laufen. Wo ich konnte unterstützte ich sie. So konnte ich ihr beim strömenden Regen Ärmlinge als Beinlinge „verkaufen“.

Zum Schluss konnte sie nochmal aufdrehen und einige überholen. So kam sie überglücklich im Ziel an.

Auch für alle anderen war es ein gelungener Ausflug nach Dublin mit vielen Erlebnissen.

Ergebnisse Dublin Marathon 2011

Name Datum Veranstaltung Strecke Zeit Platz ges. Platz AK Teiln. ges. Teiln. AK AK
Heike Liebenau 31.10.2011 Dublin Marathon 2011 Marathon 4:14:49   112   356 W45
Udo Liebenau 31.10.2011 Dublin Marathon 2011 Marathon 3:44:51   320   947 M45
Anne-Kathrin Hentsch 31.10.2011 Dublin Marathon 2011 Marathon 6:13:04   518   552 W40
Torsten Hentsch 31.10.2011 Dublin Marathon 2011 Marathon 6:13:04   932   947 M45
Gudrun Brucha 31.10.2011 Dublin Marathon 2011 Marathon 4:48:34   17   47 W60
Michael Brucha 31.10.2011 Dublin Marathon 2011 Marathon 4:48:35   98   148 M60
Michael Stahn 31.10.2011 Dublin Marathon 2011 Marathon 3:50:32   376   947 M45

 

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31. Lauf „Rund um den Heidelberg“

Sebastian Harz | 6. November 2011

Eigentlich stand an diesem Tag (13.08.11) ein Lauf meines Vereins auf dem Programm. Da ich allerdings arbeitsbedingt nicht daran teilnehmen konnte, habe ich mir eine Alternative gesucht. Mit dem Lauf „Rund um den Heidelberg“ in Wüstenbrand (in der Nähe von Chemnitz) bot sich eine interessante und abwechslungsreiche Strecke an.
Recht kurzfristig habe ich mich also entschieden Samstag Nachmittag nach Wüstenbrand zu fahren und dort auf einer 2x zu absolvierenden Runde 20,6km zu laufen.

Meine Beine waren vom Vortag noch etwas schwer und wegen der 3 krankheitsbedingt trainingsfreien Tage zu Beginn der Woche, habe ich auch nicht soviel von mir erwartet.

Gleich von Beginn des Rennens an, bildete sich eine kleine Führungsgruppe, in der ich mit den schnellsten 10km Läufern und einigen Läufern der langen Strecke bis zur 5-Kilometer-Marke zusammenlief. Ab hier setzte sich der spätere Sieger der 10km leicht ab und ich konnte mich ebenso von den anderen Läufern lösen.

Nach 7 Kilometern schloß ich wieder zum 10-Kilometer-Führenden auf und wir liefen ab da gemeinsam meine erste Runde zu Ende. Nach 35:07 Minuten lief ich bei 10,1km das erste Mal durchs Ziel und auf meine zweite Runde.

Die zweite Streckenhälfte lief nicht mehr ganz so locker und ich musste ganz schön kämpfen, um das Tempo einigermaßen hoch zu halten. Gerade in den Anstiegen habe ich noch deutliche Defizite gespürt.

 

Siegerehrung 20,6km

Insgesamt bin ich dann aber doch zufrieden mit dem Wettkampf. Da die 2te Runde ca. 400 Meter länger war (leicht veränderte Strecke nach dem ersten Zieldurchlauf), bin ich die 2te Runde auch „nur“ ca. 1min langsamer gelaufen und war nach 1:12:48h auf Platz 1 im Ziel.

Ergebnis 31. Lauf - Rund um den Heidelberg

Name Datum Veranstaltung Strecke Zeit Platz ges. Platz AK Teiln. ges. Teiln. AK
Sebastian Harz 13.08.2011 31. Lauf - Rund um den Heidelberg 20,6 km 1:12:48 1 1 61 9

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9. The North Face Ultra-Trail du Mont Blanc 2011

Torsten Hentsch | 21. September 2011

Nun liegt mein längster, höchster und anstrengendster Lauf schon wieder ein paar Tage zurück. Um es vorweg zu nehmen, einerseits bin ich unheimlich stolz auf das Erreichte und anderseits ein wenig traurig, dass es vorbei ist. Doch der Reihe nach.

Der Traum an der Teilnahme des Ultra-Trail du Mont Blanc (UTMB) reifte schon eine ganze Weile in mir. Vor zwei Jahre etwa nahm er klarere Formen an. Mit dem Thüringen Ultra 2009 sammelte ich meine ersten Punkte für die Teilnahme. Um am UTMB teilzunehmen, muss man mindestens zwei erfolgreich beendete Läufe über entsprechende Längen vorweisen. Damals benötigte man noch vier Punkte. Für den Thüringen Ultra gab es zwei davon. Für das Jahr 2010 suchte ich deshalb nach einem Lauf, der mir die fehlenden zwei Punkte lieferte. Der Rennsteig-Supermarathon bringt leider nur einen Punkt. Als Highlight wählte ich den EcoTrail in Paris. Ein recht ruppiger Trail mit kurzen giftigen Anstiegen in der Natur um Paris. Ziel ist die erste Plattform auf dem Eiffelturm. Nach dem Lauf musste ich allerdings feststellen, dass die Bedingungen für die Teilnahme am UTMB verschärft wurden. Es waren nun fünf Punkte nötig, die in zwei Läufen zu sammeln waren. Ich brauchte also noch einen Lauf, der mir die fehlenden drei Punkte lieferte. Dies sollte der neu ausgetragene Mountainman in der Schweiz sein. Ein sehr anspruchsvoller Hochgebirgs-Trail vom Pilatus bei Luzern nach Engelberg. Er sollte mir auch zeigen, wie anspruchsvoll diese Wege im Hochgebirge sind und wie wenig man seine gelaufen km-Zeiten aus dem Flachland ins Gebirge hochrechnen kann! Ich brauchte damals für die 81 Kilometer lange Strecke fast 14 Stunden. Mit dem Erreichen des Ziels in Engelberg hatte ich meine fünf Punkte zusammen und viele Erfahrungen für den UTMB gesammelt.

Nun konnte ich mich anmelden. Die Anmeldung zum UTMB ist immer um den Jahreswechsel für ein paar Wochen frei geschaltet. Gleich am ersten Tag trug ich meine Anmeldung ein. Dafür waren die Angaben zu den Wertungsläufen nötig. Einige Ergebnisse fand das System gleich online, auf andere musste ich ein paar Tage warten, bis sie von den Organisatoren bestätigt wurden. Ca. eine Woche später, mit dem Eingang der Wertungsläufe und meiner Geldüberweisung, wurde meine Anmeldung angenommen. Nun konnte ich nur noch die Daumen drücken, dass ich ausgelost würde. Es melden sich traditionell immer mehr an, als starten können. Insgesamt sind 2.300 Startplätze zu vergeben. Einige waren davon aber schon für Läufer vergeben, die 2010 nicht zur Auslosung kamen. Ich hoffte, dass ich gleich ausgelost würde. Ansonsten müsste ich langes Jahr auf meinen Start in 2012 warten. Ende Januar erhielt ich dann aber die Email, dass ich dieses Jahr einen Startplatz hätte. Ich weiß nicht mehr genau, ob die Freude oder Aufregung größer war. Nun galt es, sich gut vorzubereiten. Ich wollte in jedem Monat an einem Marathon oder Ultramarathon  teilnehmen. Weiterhin waren einige lange Trainingsläufe über 40 bzw. 50 km nötig, um die Form zu erreichen den UTMB zu überstehen. Nichts anderes war mein Ziel.

Los ging es im Januar mit den 50 km von Rodgau, die ich ganz locker anging. Im Februar nutzte ich das „schöne Wetter“ im Kalibergwerk Merkers beim Kristallmarathon. Im April reiste ich in die Tschechische Republik zum 50. Kilometerlauf in Mníšek pod Brdy. Alles lief planmäßig. Zum Rennsteiglauf wollte ich als Nebenprodukt meines Trainings mich an der 7-Stunden-Grenze testen. Dies ging leider daneben. Ich kam „nur“ auf meine alte Bestzeit. Der Höhepunkt sollte der neu ausgeschriebene Zugspitz-Ultratrail in Grainau über 101 Kilometer sein. Bei der Generalprobe zum UTMB musste ich allerdings bei Kilometer 81 wegen Achillessehnen-Problemen aufgeben. Gleichzeitig merkte ich, dass meine Fähigkeit bergab zu laufen, grottenschlecht war. Diese versuchte ich im Urlaub in Südtirol Ende Juli zu verbessern. Danach hoffte ich, dass ich gut vorbereitet für den UTMB war.

Beim Hasentallauf, zwei Wochen vor dem Start, erwähnte Michael Brucha, dass ich am UTMB teilnehmen wollte. Jens Hennig von der Ostthüringer Zeitung brachte diese Neuigkeit wenige Tage später in der Regionalbeilage unter. Kaum stand es in der Zeitung, was für verrückte Sachen ich machen wollte, rief auch schon das Radio bei mir an und wollte ein Interview. Nun dachte ich, kann es gleich „die ganze Welt“ erfahren. Einerseits war mir bewusst, dass ich mir damit einen ordentlichen Druck aufbauen würde. Anderseits brauchte ich auch die Unterstützung meiner Freunde, diese Strecke zu überstehen.

Am Donnerstag den 25. August 2011 ging es von zu Hause mit einigen Turbulenzen los. Mich begleiteten meine Frau Anne und unsere Kinder Ilona und Axel. Die erste Übernachtung auf dem Weg nach Chamonix war für Freiburg im Breisgau vorgesehen. Somit hatten wir für den Freitag nur ein paar Stunden bis zum Startort zu fahren. Wir wollten den Startort nicht zu spät erreichen, um alle Unterlagen in Ruhe zu holen und allen Eventualitäten aus dem Wege zu gehen. Gegen 11 Uhr waren wir in Chamonix. Recht zügig fanden wir das Sportzentrum, wo es die Startunterlagen gab. Auf dem Weg dorthin begegneten wir schon Finishern des TDS, einem kleineren Lauf über 110 Kilometern. Ich hoffte, dass ich auch noch so frisch im Ziel aussehen würde. Im Sportzentrum wurde als erstes unsere Personalien festgestellt und uns eine Checkliste in die Hand gedrückt. Am folgenden Stand kontrollierte man unsere Rucksäcke auf die Pflichtgegenstände: Regenjacke und –hose, langes Trikot, lange Hose, Mütze, Handschuhe, Trinkbecher, Mobiltelephon, Pfeife, zwei Lampen mit Ersatzbatterien, Verpflegung, Trinkblase, Rettungsdecke und eine selbstklebende Binde. Danach mussten wir unseren Kontrollzettel unterschreiben, dass wir nichts wieder auspacken würden. Unser Rucksack wurde anschließend mit einem roten Kabelbinder markiert. Weiter ging es mit Startnummer mit Chip und einem zweiten Chip. Dieser zweite Chip wurde mit einem Band unlösbar am Handgelenk angebracht. Als letztes bekamen wir den Läufersack. In diesen konnten wir Wechselsachen nach Courmayor (Italien) transportieren lassen.

In Chamonix

Auf der Fahrt nach Chamonix berichteten die Wetterfrösche bereits, dass am Abend mit schweren Gewittern und Unwettern zu rechnen sei. Da im letzten Jahr der Lauf bei Kilometer 21 abgebrochen wurde, befürchteten wir, dass es Probleme mit dem Start geben würde. Der Veranstalter reagiert darauf, indem er uns bei der Abholung der Startunterlagen mitteilte, dass der Lauf erst um 23:30 Uhr starten würde. Dafür würde uns der letzte Berg nach Vallorcine erspart bleiben. Mit gemischten Gefühlen fuhren wir erst einmal in Richtung unseres Quartiers. Um die Zeit zu überbrücken und auch um meine Kopfschmerzen los zu werden, versuchten wir etwas zu schlafen. So langsam zogen die ersten Gewitter auf. Auf dem Regenradar kamen aber immer neue Staffeln von Regengüssen in unser Gebiet. Gegen 21 Uhr machten wir uns bei strömenden Regen und einigen Blitzen auf den Weg. Die Temperaturen waren von 25 auf 10°C gefallen. Ich hatte mich mit Regenjacke aber noch kurzen Hosen gegen den Regen geschützt. In Chamonix mussten wir noch meinen Läufersack mit Wechselsachen für Courmayor (Italien) abgeben. Danach hatten wir noch eine gute Stunde Zeit. Deshalb verkrochen wir uns in eine Bar und tranken noch eine Cola (oder Coca wie die Franzosen sagen).

Eine Stunde vor dem Start in einer Bar

Gegen 23 Uhr begaben wir uns ins Startgelände. Trotz des Regens und der kühlen Temperaturen gab es eine ausgelassene Stimmung auf dem Platz. Es erfolgten einige Ansprachen auf Französisch, die ich leider nicht verstand. Einige Minuten vor dem Start erlebte ich den bewegensten Moment. Die Erkennungsmusik von Vangelis – Conquest of Paradise setze ein. Zwei Jahre hatte ich mich auf diesen Augenblick vorbereitet. Einige Male hatte ich mir auf YouTube das Video vom Start mit dieser Melodie angesehen. Jetzt stand ich mit meiner Familie und unzähligen anderen im strömenden Regen auf diesem Platz und erwartete selbst den Start. In diesem Augenblick wurden meine Augen nicht nur vom Regen feucht und die Gänsehaut stammte definitiv nicht von der kühlen Witterung. Anne, Ilona und Axel wünschten mir alles Gute für den Lauf und wünschten mir und sich, dass ich gesund wieder ankommen würde. Wir hatten vereinbart, dass wir uns in Courmayeur auf der italienischen Seite des Berges treffen wollten. Der Startschuss fiel und 2300 Läufer bewegten sich erst langsam und dann schneller durch die Massen der Zuschauer, die uns euphorisch und teilweise ganz schön verrückt zujubelten. Bald erreichten wir die Stadtgrenze. Eine kurze Zeit ging es noch auf der Landstraße neben der Bahnlinie entlang. Dann bog der Tross rechts von der Straße ab. Weiter ging es einen breiten parkähnlichen Weg an einem Fluss entlang. Das Tempo lag recht hoch. Dies kam mir entgegen. Ich wollte nicht unbedingt im dichtesten Pulk den ersten Berg bezwingen. Schnell erreichten wir die erste Verpflegung in Les Houches. Viele angereiste Angehörige und Anwohner machten die Nacht zum Tag. Immer noch im strömenden Regen feuerten sie uns an.

Am Start de UTMB 2011Profil der 1. Etappe

Aus dem Ort raus ging es in den ersten Berg. Alle gingen schweigend im flotten Gehschritt. In der Ferne sah man immer noch einige Blitze zucken. Auf halben Weg nach oben war noch eine außerplanmäßige Getränkestelle eingerichtet. Relativ locker meisterte ich die ersten 800 Höhenmeter bis zum La Charme. Jetzt sollte es im Regen wieder 1000 Meter runter gehen. Doch oh weh! Die Wege führten oft über Wiesen, Skihänge und erdige Waldwege, die sich unter dem Regen und den vielen Hundert Füßen in tiefen Schlamm verwandelt hatten. An einen lockeren Lauf war nicht zu denken. Ich kam mir eher vor wie ein Skifahrer. Und so ging es auch am besten! Mit jedem Schritt immer etwas kontrolliert rutschen. So kam ich am besten runter und setzte mich fast als einziger nicht auf den Hintern.

Profil 2. Etappe

In Saint-Gervais (21 km) war ich in knapp drei Stunden angekommen. Hier gab es die erste große Verpflegung. Und was gab es nicht alles! An Getränken: Wasser, Coca, Tee, Kaffee; An salzigen Essen: Salami, Salami mit Nüssen, Käse, Brühe mit Fadennudeln, TUK-Kekse, Erdnüsse, Salzbrezeln; an süßem: Kekse mit und ohne Schokolade, bittere Schokolade, Rosinen, andere Trockenfrüchte, verschiedene Arten an Kuchen sowie an Obst: Bananen, Orangen und Äpfel. Man hätte die halbe Nacht gebraucht um sich durchzufuttern. Ich nahm von Kaffee, Kuchen und Obst reichlich. Die Trinkblase hatte ich bisher wenig gebraucht. Noch war sie gut gefüllt. Der Regen sorgte für gute Abkühlung. So verlor man recht wenig Flüssigkeit unterwegs.

Verpflegungsstand beim UTMBProfil der 3. Etappe

Weiter ging es relativ moderat ansteigend an der Arve entlang durch Laubwälder. Das Feld zog sich so langsam auseinander. Hier konnte ich recht gut laufen. Langsam ließ auch der Regen nach. Dafür stiegen einzelne Nebelschwaden auf. Müdigkeit verspürte ich in der ersten Nacht nur kurzzeitig.

Profil 3. Etappe

Weiter ging es bis zur nächsten Verpflegung in Les Contamines bei Kilometer 31 (kurz vor vier Uhr). Ich hatte mir einen Zeitplan zurechtgelegt. Auf dem ersten Drittel war ich um einiges schneller als mein Plan vorsah. Ich hatte mir den Plan aber auch nur als Richtschnur und nicht als Zielvorgabe gemacht. Beruhigend war mein relativ komfortables Zeitpolster auf die Grenzzeiten. Nach dieser Verpflegung verlief die Strecke noch relativ eben, immer noch am Fluss. Im Dunkel tauchte im grellen Scheinwerferlicht eine Kirche auf. Im Licht von einem Lagerfeuer und Fackeln jubelten uns selbst um diese frühe Morgenstunde Zuschauer zu. Wie ich später erfuhr, war es Notre Dame de la Gorge. Von hier begann der Aufstieg in hochalpines Gelände. Mir kam es vor, als ob der erste Teil des Weges betoniert sei. Es könnte aber auch Fels gewesen sein. Alle kämpften mit sich und der Steigung. Insgesamt konnte ich mich wenig unterhalten. Leider waren von den 2300 Startern nur gut 100 Deutsche. Selbst Belgien hatte mehr Starter als Deutschland.

Profil der 4. Etappe

Auf  der Hälfte des Berges erreichte ich nach 6:13:59 h bei Kilometer 39 die Verpflegung La Balme. Die Sterne waren mittlerweile zu sehen. Die Kälte strömte von den Gletschern uns entgegen. Ein großes Lagerfeuer wärmte uns und einige trockneten auch ihre Sachen am Feuer. Die Stimmung hier überwältigte mich wieder einmal. Ein kurzer Plausch mit einem österreichischem  Pärchen und schon ging es weiter gen Col du Bonhomme. Auf den nächsten fünf Kilometern waren schließlich noch 800 Höhenmeter zu steigen. Pünktlich zum Sonnenaufgang erreichte ich den Berg. Mit einer einmaligen Aussicht mit fantastischen Farben begrüßte uns der Berg. Viel zückten hier ihren Fotoapparat um diese Momente einzufangen. Wann ist man schon nach einer Gewitternacht zum Sonnenaufgang auf 2486 Metern Höhe und ist von den ersten Schneefällen begeistert? Die kalten Temperaturen sorgten dafür, dass ich unterwegs meine Beinlinge übergezogen hatte und die Schirmmütze gegen meine warme Mütze tauschte.

Sonnenaufgang am Col du BonhommeBlick zurück gen La BalmeProfil der 5. EtappeProfil 5. EtappeProfil 5. EtappeProfil 5. Etappe

Von hier ging es im flotten Tempo den Berg wieder runter. Ich konnte immer noch recht gut laufen. Schließlich waren noch fast drei Viertel des Weges vor uns. In der Ferne hörte ich einen Hubschrauber kreisen. Wie ich später feststellte, machte er fantastische Bilder von dieser Bergabstrecke. Leider bekam er mich selbst nicht auf die Linse.

 

Den Verpflegungspunkt Les Chapieux bei Kilometer 50 erreichte ich um 8:12 Uhr. Eine warme Nudelsuppe und andere Leckerein stärkten mich wieder. Am Zeltausgang kontrollierte man unsere Pflichtausrüstung auf ein Mobiltelephon.

Von hier ging es relativ leicht ansteigend in einem Tal ca. sechs Kilometer gut vorwärts. Ein älterer deutscher Läufer, dessen Namen ich leider vergessen habe, begleitet mich auf diesem Stück. Er berichtete mir, dass er bereits zum vierten Mal hier sei. Auch im Vorjahr war er gestartet und musste bei Kilometer 21, wie alle anderen auch, das Rennen abbrechen. Er meinte aber, dass der Regen dieses Jahr noch deutlich stärker gewesen sei als 2010. Allerdings hatte es im letzten Jahr vorher schon sehr lange und heftig geregnet. Den Lauf wegen dem Wetter zweimal hintereinander abzubrechen könnte allerdings dafür sorgen, dass er generell in Frage gestellt würde. Weiterhin bemerkte er, dass der Start in der Dunkelheit noch emotionaler war als am späten Nachmittag. Dies konnte ich nur bestätigen. Weiterhin freute er sich, dass er durch den um fünf Stunden verschobenen Start, diese Jahr Landschaft sah, die er sonst nur im Dunkel durchlief.

Profil 6. Etappe

In Richtung Col de la Seigne verschlechterte sich langsam das Wetter. Anfangs nieselte es leicht. Je höher wir kamen, umso heftiger wurde der Wind und aus Regen wurde Schnee. Der Gipfel begrüßte uns mit einem Schneeschauer, der sich gewaschen hatte.

Im Schneetreibe beim Aufstieg zum Col de la SeigneAm Col de la Seigne

Alle sahen zu, dass sie diese unwirtliche Höhe wieder verließen. Gleichzeitig überquerten wir die Grenze nach Italien. Mit jedem Höhenmeter besserte sich das Wetter wieder. Lac Combal kam schnell näher.

Profil der 7. Etappe

Der folgende Aufstieg gewährte uns fantastische Ausblicke auf das Mont Blanc-Massiv. Mächtige Gletscher glitten an den Hängen hinab. Riesige Seiten- und Endmoränen zeigten jedoch, dass diese schon einmal deutlich größer waren. Die Hälfte ihrer Länge, seit der Hochzeit ihrer Ausdehnung um 1850, verloren sie bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Aufstieg zum Arete du Mont-Favre

Beim Aufstieg zum Arête Mont Favre wurde es deutlich wärmer. Schnell entledigte ich mich aller wärmenden Kleidungsstücke und lief ab dort in kurzer Hose und mit kurzem Trikot. Obwohl der Aufstieg nur 450 Höhenmeter betrug, merkte ich doch so langsam, dass meine Kräfte in einer Höhe über 2000 Meter schwanden. Einige Male musste ich den Aufstieg kurz unterbrechen um Luft zu schnappen.

Profil der 8. Etappe

Von dort oben ging ich dann froh gelaunt bei bestem Wetter runter zur Erfrischungsstation Col Chécrouit. Hier herrschte ausgelassene Hüttenstimmung. Viele Bergwanderer waren neben uns Läufern unterwegs. Ich hätte dort bei dieser guten Stimmung auch länger verbringen können. Ich wollte aber so schnell wie möglich den rasanten Abstieg nach Courmayeur angehen. Runter lief es echt gut. Ich konnte im wilden Laufschritt einige Plätze gut machen. Unten bemerkte ich, dass ich mir eine Blase zwischen zwei Zehen gelaufen hatte. Der jetzt trockene Dreck rieb zwischen diesen beiden. Schnell klebte ich die offenen Stellen mit Tape ab. Tape als Ausrüstungsgegenstand kann ich nur jedem empfehlen.

In der großen Verpflegungsstation in Courmayeur (Kilometer 78) nahm ich meinen Läufersack um 15 Uhr in Empfang und besorgte mir eine große Portion Nudeln mit Tomatensoße. Im Med.-Punkt ließ ich meine Blase noch desinfizieren und gut verbinden. Beim Blick auf mein Mobiltelephon wurde ich etwas nervös. Der Veranstalter hatte mir um 13:45 Uhr folgende Nachricht gesendet:

Info UTMB: Streckenänderung nach Champex, Bovine unerreichbar wegen Wetterschäden von gestern. Die Strecke wird über Martigny umgeleitet. = 170 km, 9700 mD+

Also doch, noch länger und mehr Berge! Ich nahm es gelassen. Was waren schon 4 km und 200 Höhenmeter?!

Weiter ging es quer durch den Ort. Telefonisch hatte ich mit meiner Familie vereinbart, dass wir uns an der Kirche treffen wollten.

Der hatte mich am Col du Bonhomme überholt!

An der Kirche war aber keiner! Schnell angerufen – sie saßen noch in der Eisdiele. Anne holte mich ab und so konnte ich auch noch eine Kugel Eis schleckern. Es hätte ruhig mehr sein können. Eis als Verpflegung, das gab es noch nicht mal hier bei den Franzosen. Man sollte es einführen! Alle drei wünschten mir weiterhin alles Gute für den längeren Teil der Strecke.

Profil der 9. Etappe

Oberhalb vom Ort suchte ich mir ein schattiges Plätzchen auf einer Wiese. Ich brauchte für die jetzt kommende Nacht noch eine Mütze voll Schlaf. Schnell war ich für 15 Minuten eingeschlafen. Dies weckte wieder neue Lebensgeister in mir. Der Aufstieg zur Refuge Bertone zog sich elend in die Länge. Wieder musste ich ein paar Mal stehen bleiben um Luft zu sammeln. Oben wärmte noch etwas die Abendsonne (17:40 Uhr).

Profil der 10. Etappe

Relativ eben auf Gebirgspfaden ging es weiter zur Refuge Bonatti. Kurzen Toilettenstop und weiter!

Nach Arnuva runter zog so langsam der Abend auf. Hier wurden wir schon wie kleine Helden empfangen.

Profil der 11. Etappe

Es sollte der schwere Aufstieg zum Grand Col Ferret folgen. Ich dachte vor dem Lauf eigentlich, dass meine Kopflampe ausreichend hell sei. Die Läufer hinter mir überstrahlten jedoch oft meine Lampe. Beim nächsten Mal musste ich mir eine bessere besorgen! Die Nacht wurde recht schnell sehr kalt und neblig. Ich zog alles an, was ich mit hatte. Oben herrschten wieder Temperaturen um den Gefrierpunkt. Kurz vor 23 Uhr überschritt ich die Grenze zur Schweiz. Auf dem Gipfel fiel mir die Orientierung im Nebel etwas schwer. Die vielen parallel verlaufenden Pfade verwirrten mich in der Dunkelheit. Welcher war der richtige? Wo blinkte der nächste Markierungspfahl mit Reflektoren auf? Runter zu wurde es besser. Ich schloss mich einer größeren Gruppe an. So konnte ich ziemlich am Ende der Gruppe mit traben. Um 1:16 Uhr erreichten wir La Fouly. Ein kleines Örtchen in den Schweizer Bergen.

Die Müdigkeit breitete sich in mir aus. Eigentlich hätte ich jetzt gern ein paar Minuten geschlafen. Die Schlafgelegenheit gab es jedoch erst in Champex-Lac in 14 Kilometer Entfernung.

Profil der 12. Etappe

Es half nichts. Weiter!!! Kurzer Toilettenstop im Wald. Weiter! Jetzt war ich fast allein. Neben mir rauschte der Dranse de Ferret. Der Pfad ging erst über großes Geröll. Hier geht wohl im Frühjahr das Hochwasser durch! Dann schlängelte sich der Weg dicht am Tal entlang. Die Müdigkeit bemächtigte sich meiner. Ich hatte fortwährend das Gefühl, dass ich den Weg bereits kannte und bald eine Brücke kommen müsste. Völliger Blödsinn! Ich war noch nie in dieser Gegend. Plötzlich tauchte die Brücke über mir auf. Nein! Es waren nur hohe Fichtenstämme. Führt der Läufer vor mir einen Hund mit? Der Schatten an der Felswand von seiner Stirnlampe sieht doch aus wie ein Hund. Wieder falsch! Wie kann die Stirnlampe einen Schatten nach links werfen? Ich konnte mich gegen die Halluzinationen und die Déjà-vu-Erlebnisse kaum wehren. Jetzt musste ich mich sogar darauf konzentrieren, bei welchem Lauf ich überhaupt war! Der blanke Wahnsinn! Ich brauchte Schlaf! Unbedingt! Die nächste Parkbank wollte ich nutzen.

Da kam eine. Ich versuchte mich zu entspannen. Die Nacht war jedoch zu kalt. Ich musste weiter. Langsam kam man wieder in bewohnte Gegenden. Die Strecke verlief jetzt auf Straßen. Anwohner stellten ein Lagerfeuer und Kaffee zu Verfügung. Grandios! Die Müdigkeit war nicht mehr so übermächtig.

Profil der 13. Etappe

Ab Kilometer 120 ging es wieder bergauf. Bis Champex-Lac waren noch vier Kilometer und 450 Höhenmeter zu laufen. Irgendwann hörte man die Stadt. Ich war glücklich um 5 Uhr dort anzukommen. Dies waren mit Sicherheit die schwersten 14 Kilometer, die ich je gelaufen bin!

Kurz nach 5 Uhr kam ich in Champex-Lac an. In der Nacht hatten wir eine weitere SMS mit den neuen Grenzzeiten erhalten. Ich hatte sie aber noch nicht gelesen. In der Station nahm ich an, dass die nächste Grenzzeit in zehn Kilometer Entfernung bereits in 90 Minuten sei. Ich wollte deshalb schon aufgeben. Diese kurze Zeit hätte ich niemals geschafft. Aber wieder hatte mir die Müdigkeit ein Schnäppchen geschlagen. Trient in gut 20 Kilometern sollten wir spätestens 14:15 Uhr verlassen. „Na das sollte doch wohl locker zu schaffen sein!“, dachte ich mir. Hier legte mich für eine halbe Stunde in das Schlafzelt. Kurze Zeit später war ich fest eingeschlafen. Kurz bevor mein Wecker klingelte, wachte ich auf. Ich war gut erholt.

Champex-Lac liegt idyllisch an einem See. Ich erinnerte mich, dass ich diese Bilder schon kannte. Mein Gehirn funktionierte wieder! Hurra! Der Tag brach an und brachte weitere Lebensgeister.

Vorgesehenes Profil der 14. Etappe -- es ging nach Plan de l'Au jedoch richtig ins Tal

Locker führte der jetzt neue UTMB-Weg ins Tal hinab. Eigentlich sollte jetzt der schwere und gefürchtete Aufstieg zum Bovine erfolgen. Wir liefen jedoch einer Straße folgend hinab nach Bovernier (600 m NN). Dort kreuzten wir eine größere Straße und stiegen auf der gegenüberliegenden Seite durch einen Weinberg wieder hinauf (1060 m NN). Wieder machten sich neue Blasen an meinem Fuß bemerkbar. Und wieder klebte ich sie kurzer Hand ab. In den Weinbergen kam ich mit Ricarda Bethke ins Gespräch. Sie ist eine von zwei deutschen Frauen, die gefinisht hat! Dadurch verging die Strecke bis Martigny wie im Flug. Danke nochmals Ricarda.

Da Martigny nur auf einer Höhe von ca. 500 Metern liegt, waren jetzt bis Trient natürlich ordentlich Meter zu machen. Bis zum Col-de-la-Forclaz waren dies gut 1000 Meter in der Mittagshitze. Die Anwohner hatten Mitleid mit uns und spendeten unterwegs Wasser und Orangensaft. Super. Berghoch musste ich Ricarda ziehen lassen.

Profil der 15. Etappe - ab Col de la Forclaz wieder auf der Strecke

In Trient angekommen schmerzten meine Füße doch sehr. Ich begab mich sogleich zum Podologen (Med.-Punkt). Ich hatte mir neue Blasen unter beiden Fußballen gelaufen. Mit breitem Tape wurde dies fachmännisch abgeklebt. Von Trient ging es weitere 750 Höhenmeter rauf. Dies sollte nun aber wirklich der allerletzte große Berg gewesen sein.

Hoch zum Catogne

Bergrunter konnte ich zwar noch etwas laufen. Die Beine wurden jedoch immer schwerer. Es kostete mich jetzt immer mehr Überwindung in den Laufschritt zu kommen. Die vorletzte Verpflegung in Vallorcine sollte nur noch 16 Kilometer von Chamonix entfernt sein. Da ich dafür ein komfortables Polster von 4:50 Stunden bis zum Zielschluss hatte, beschloss ich, von hier an nur noch zu wandern. Der Veranstalter hatte uns in einer SMS mitgeteilt, dass es ja nur noch im Tal entlang gehen sollte. Der Weg zog sich besonders nach der letzten Verpflegung in Argentière recht zäh. Üble Wurzel- und Steinwege wollten doch unbedingt verhindern, dass ich ins Ziel käme. Und was war das? Einige Kilometer vorm Ziel stieg die Strecke doch tatsächlich nochmals einige 100 Meter an. Ich sehnte das Ziel herbei. Die Passanten an der Strecke waren leider auch keine Hilfe. So sprangen die Kilometerangeben bis zum Ziel bei ihren Ansagen von 3 auf 6, 2, 3 und 2 Kilometer. Vielen Dank! Ich glaube die waren gekauft, um uns die letzten Kilometer zu versauern. Aber irgendwann ist jeder Lauf zu Ende. Ich kam an den Stadtrand von Chamonix. Schnell nochmal alle Sachen in Ordnung gebracht und die Deutschlandfahne rausgeholt. Jeder zollte einem mit dem viel gehörten „Bon Courage“ Respekt und feuerte einen für die letzten Kilometer an. Hier wurde jeder wie ein Held empfangen! Ab dem Fluss konnte ich sogar wieder in den Laufschritt übergehen. Meine Familie wartete schon seit Stunden auf mich. Sie begleiteten meinen Lauf bis ins Ziel. Überall wurde geklatscht und gejubelt.

Kilometer 170 in Chamonix

Dieser letzte Kilometer hätte ruhig noch etwas länger sein können! Mit einem Sprung überquerte ich die Ziellinie. Ich bedankte mich überschwänglich bei einem der Organisatoren für diesen wunderschönen Lauf. Meine Finisherweste zog ich mit stolz geschwellter Brust über.

Am Ziel

Eine Minute nach meinem Zieleinlauf prasselten die Glückwunsch-SMS auf Annes Handy so ein, dass es abstürzte. Wie wir später erfuhren, hatten unsere Freunde meinen Lauf live im Internet verfolgt. Sie konnte alle Zwischenzeiten einsehen und bekamen sogar Hochrechnungen, wann ich an der nächsten Kontrollstelle eintreffen musste. Deshalb sorgten sie sich, da ich auf den letzten Kilometern so langsam unterwegs war. Für sie war es super spannend alles mitzuerleben.

Nach dem ich geduscht hatte, fuhr mich meine Familie nach Freiburg im Breisgau ins Hotel. Unterwegs und im Hotel verfiel ich in einen tiefen Schlaf. Den nächsten Tag ging es weiter nach Hause. Bis auf meine Blasen an den Füßen ging es mir recht gut. Der Muskelkater hielt sich in Grenzen. Allerdings hatte ich zwei Tage lang dicke Füße.

Zu Hause angekommen, traute ich meinen Augen nicht. Meine verrückten Freunde vom „Ollen Dutzend“ hatten mir ein bemaltes Bettlacken mit einem tollen Glückwunsch vors Haus gehängt. Und das war noch nicht alles! Kurze Zeit später gab es zusammen mit ihnen einen tollen Sektempfang bei unseren lieben Nachbarn Trautvetters! Ich war sprachlos. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Ohne Worte

Vielen, vielen Dank an meine Familie Anne, Ilona und Axel, meinen Eltern, Irene, das „Olle Dutzend“, meinem Bruder und Annika, meinen Lauffreunden und allen die ich jetzt vergessen habe, dass ihr mir die Daumen gedrückt habt. Ohne das Wissen, dass ihr mich „verfolgt“, hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft.

Ergebnis 9. The North Face Ultra-Trail du Mont-Blanc

Name Datum Veranstaltung Strecke Zeit Platz ges. Platz AK Teiln. ges. Teiln. AK AK
Torsten Hentsch 28.08.2011 9. The North Face Ultra-Trail du Mont Blanc 2011 (Nr. 2328) 170 km 44:38:25 1016 462     V1 H

Quelle der Profilbilder: UTMB Cartes des Parcours 2011

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1. Zugspitz-Ultratrail

Torsten Hentsch | 2. August 2011

Am 25. Juni 2011 fand in Grainau der 1. Zugspitz-Ultratrail statt. Bei Läufern und Nicht-Läufern klingelt beim Namen „Zugspitze“ die Glocken. Zu tief sitzen die Erinnerungen vom 8. Zugspitz Extremberglauf im Jahre 2008 mit zwei toten Sportlern. Allen Lesern sei versichert, alle Sportler gingen mit dieser Erinnerung aber auch deutlich besser ausgestattet als damals an den Start. Der Ultratrail hat allerdings nur den Namen des Berges mit dem Berglauf gemein. Beim Ultratrail wird „nur“ das Zugspitzmassiv umrundet. Dabei gelangt die Strecke nur auf eine maximale Höhe von 2200 Metern. Insgesamt mussten 101 Kilometer und 5672 Höhenmeter bewältigt werden. Der Lauf wurde von der bekannten Laufevent-Firma Plan B durchgeführt. Die gleiche Firma organisiert auch den Trans-Alpin. Dies war für mich Garant, dass bereits beim ersten Lauf hinsichtlich der Durchführung alles klappen sollte.

Zugspitz-Ultratrail

Ich hatte mir dieses Jahr einen besonderen Höhenpunkt vorgenommen. Den Ultratrail du Monte-Blanc (UTMB) wollte ich erfolgreich finishen. Deshalb hatte ich alle Läufe auf diesen Höhepunkt hin ausgerichtet. Das Laufjahr begann für mich mit den 50 km von Rodgau im Januar, weiter ging es mit dem Kristallmarathon unter Tage in Merkers, dem 50 km-Lauf in Mnisek pod Prdy und dem Rennsteiglauf im Mai. Alles verlief, wie ich es geplant hatte. Als Generalprobe hatte ich mir den neuen Zugspitz-Ultratrail über 101 Kilometer verschrieben. Vom Profil gleicht er in etwa dem UTMB. Es fehlen halt nur 65 Kilometer. Gleichzeitig wollte ich einige Ausrüstungsgegenstände testen. Das Laufen mit Rucksack kannte ich schon. Was ich bisher im Wettkampf noch nicht getestet hatte, war das Laufen mit Teleskopstöcken. Weiterhin wollte ich neue Gamaschen testen. Beim letztjährigen Mountainman in der Schweiz hatte ich beides schmerzlich vermisst.

Mit meiner Frau Anne war ich am Vorabend des Laufes angereist. Wir hatte in einem kleinen Hotel am Stadtrand von Garmisch-Partenkirchen Quartier bezogen. So war es zum Start- und Zielgelände in Grainau nur wenige Minuten. Am Abend holten wir meine Startunterlagen ab. Dort begegneten wir als erstes Claudia Herrmann von den Burkersdorfer Rennschnecken. Mit Claudia war ich im letzten Jahr gemeinsam beim Brockenlauf ins Ziel gelaufen. Sie hatte dort die Frauenwertung gewonnen. Gemeinsam mit ihrer Schwester und ihrer Mutter wollte sie die Supertrail-Strecke über 68,8 Kilometer und 3120 Höhenmeter am morgigen Tag unter die Füße nehmen. Alle drei sollten das Rennen erfolgreich beenden.

Als Geschenk gab es einen tollen Laufrucksack vom Hauptsponsor. Im Laden hätte man dafür schon ca. 2/3 des Startgelds auf den Tisch gelegt. Einige nutzen am kommenden Tag bereits diesen Rucksack. Alles lief wie am Schnürchen. Im Zielgelände lief schon die Pasta-Party auf vollen Touren. Alle waren gut gelaunt. Ob sie dies 24 Stunden später noch waren, wusste keiner. Auf der Bühne wurde zweisprachig die Strecke mit ihren Tücken erläutert. In den Startunterlagen befand sich eine dreiteilige Karte mit dem Höhenprofil. So konnte man mit dem Finger die Strecke schon einmal laufen. Insgesamt waren neun Verpflegungspunkte vorgesehen. Dies bedeutete, dass es nach ca. zehn Kilometer jeweils Nahrung und Getränke gab. Da alle mit Rucksack und Trinkblase laufen mussten, sollte diese Distanz selbst in den Bergen keine Hürde sein. Ich fühlte mich gut aufgehoben. Es sollte am kommenden Morgen also alles perfekt laufen, dachte ich. Am Abend gab es nur noch einen Schlummertrunk im Hotel.

Gut ausgeschlafen und hoch motiviert fuhren wir zum Start. Etwas verwundert war ich, dass mein altbewährter Rucksack mit Trinkblase am Morgen leicht feucht war. Da ich die Blase bereits am Vorabend gefüllt hatte, machte ich mir aber keine großen Gedanken darüber. Ich dachte, dass ich etwas unvorsichtig beim Befüllen war.

Mit mir warteten etwa 600 Starter und Reimund Hildebrandt als alter Bekannter vom Rennsteiglauf in Grainau auf den Start. Vorher wurden etwas lax unsere Laufrucksäcke kontrolliert. Trotzdem glaube ich, waren alle gut ausgerüstet am Start. Nach kurzer Verabschiedung von meiner Frau startete der Pulk pünktlich um 7:15 Uhr. Der erste Kilometer verlief durch Grainau. Einige Anwohner und Angehörige feuerten uns vor allem mit Glocken an. Das Feld zog sich bereits im Ort ordentlich auseinander. Am Ortsausgang ging es in den ersten Hügel. Um Kräfte zu sparen, verfielen recht viele bald in einen strammen Gehschritt. Nach ca. vier Kilometern begannen die ersten Trails. Durch die feuchte Witterung an den Vortagen waren die Wege zwar recht nass aber trotzdem gut laufbar.

Einen absolut festen Zeitplan hatte ich mir nicht gestellt. Im Vorjahr brauchte ich beim Mountainman auf vergleichbarem Terrain für 81 km knapp 14 Stunden. Ich rechnete damit, dass ich das gleiche Tempo laufen könnte. Dies würde eine Zeit von ungefähr 17 ½ Stunden bedeuten. Da der Lauf erst so spät gestartet worden war, bedeutete dies, dass ich nach Mitternacht in Grainau ankommen würde.

Die erste Verpflegung nach zehn Kilometern am Eibsee rückte schnell heran. Gleichzeitig musste ich feststellen, dass meine Trinkblase im Rucksack weiter Feuchtigkeit an meinen Rücken und an mein Hinterteil abgab. Dies diente zwar ganz gut der Kühlung der beiden Körperteile. Anderseits war nach zwei Schlucken mein Wasservorrat aufgebraucht. Am Eibsee füllte ich zwar nochmals meine Blase. Dies führte ab nur zu einer noch nasseren Hose. Mit Wasservorräten konnte ich also nicht rechnen. Die Temperaturen blieben glücklicher Weise im unteren Bereich, so dass ich nicht übermäßig viel zu trinken brauchte. Die Verpflegungen, hoffte ich, sollten reichen.

Nach ca. 15 Kilometern passierten wir die Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Auch die zweite und dritte Verpflegung erreichte ich recht zügig. Noch konnte ich mit dem geringen Wasserangebot gut auskommen. Ab der dritten Station sollte es dann aber steil nach oben gehen. Die steilen Bergauf- und Bergabpassagen führen dazu, dass ich bis zur vierten Verpflegung in ca. 14 Kilometer Entfernung 2 ½ Stunden brauchte. Dies war eindeutig zu lang ohne Wasser! Deshalb nutzte ich zweimal Trinkmöglichkeiten an kleinen Bachläufen. Geht auch. Man braucht halt nur mehr Zeit. Die Strecke führte über grandiose Bergpfade mit tollen Aussichten auf das Zugspitzmassiv. Das Wetter spielte bei der Premiere des Zugspitz-Ultratrail toll mit. Mit gemäßigten Temperaturen und nur einem winzigen Schauer waren dies für uns perfekte Wetterbedingungen. Wie ich nicht anders erwartet hatte, konnte ich bergauf einige Plätze gut machen. Dafür wurde ich dann bergab wieder von einigen Läufern eingesammelt. So überholte man sich mehrere Male. Scheinbar halfen mir meine Stöcke zusätzlich dabei, dass ich eher bergauf Gas geben konnte. Bergab nahm ich allerdings eine vorgebeugte Laufhaltung ein. Weiterhin musste ich höllisch aufpassen, dass ich nicht über meine eigenen Stöcke flog. Auf engen Wegen mit Steinen verkeilten sich die Stöcke gern.

Ein weiteres Problem bereitete mir meine neuen Gamaschen. Der Gummizug an der Ferse war für meine großen Füße zu stramm. Die ersten Kilometer merkte ich davon nichts. Jedoch ab dem Kilometer 40 wurde der Druck vom Gummi auf die Schuhkappe zu groß. Meine Schuhe drückten auf meine Achillessehnen. Jedoch erst bei Kilometer 60 entschloss ich mich, die Dinger von den Füßen zu bekommen. Dies war eindeutig zu spät! Jeder Kilometer länger wurde zur Tortur.

Langsam dämmerte der Tag. Zur drittletzten Verpflegung ging es einen steilen Wurzelweg hinunter. Meine Sehne aber auch meine Oberschenkel wollten mich nicht mehr so richtig bergab tragen. Endlich kam ich unten am Fluss an. Ich war überglücklich diese Stelle erreicht zu haben. Nun sollte es die letzten 20 Kilometer ca. 1100 Meter hinauf und 1200 Meter wieder runter gehen. Bergauf sollte dies, bis auf meine Achillessehne, kein großes Hinderniss werden. Vielmehr fürchtete ich, dass ich die letzten zehn Kilometer dann nicht mehr hinunter kommen würde. Weiterhin befürchtete ich, dass ich meine Sehne soweit schädigte, dass ich acht Wochen später in Chamonix nicht starten könnte. Deshalb entschloss ich mich, hier bei Kilometer 81, das Rennen zu beenden.

Für die Strecke bis zu dieser Verpflegung brauchte ich die gleiche Zeit, wie ein Jahr vorher beim Mountainman in der Schweiz. Damit konnte ich zufrieden sein. Die Generalprobe für den UTMB fiel damit zwar ins Wasser. Dennoch erwarte ich, dass ich die ungleich längere Strecke acht Wochen später bewältigen kann. Beim UTMB würde ich jedoch ohne Gamaschen und ohne Stöcke starten.

An der Verpflegung warteten noch drei andere Läufer, die ebenfalls ausgestiegen waren, darauf, dass sie vom Veranstalter abgeholt würden. Auf Grund eines Bergsturzes, einige Wochen vorher, war die Zufahrtsstraße für einen Transporter versperrt. Deshalb musste uns ein Geländewagen durch schweres Gelände abholen. Dies dauerte leider etwas länger. Im Ziel freute sich meine Frau, dass ich so vernünftig war. An der Ausstiegstelle hatte ich keinen Telefonempfang, so dass ich sie erst auf der Fahrt informieren konnte.

Am kommenden Tag verließen wir Garmisch im strömenden Regen.

Resümierend muss ich für die Premiere des Zugspitz-Ultratrail sagen, dass der Veranstalter eine tollen Job gemacht hat. Vorbereitung, Durchführung und auch Nachbereitung lief sehr professionell ab. Bis auf Kleinigkeiten wie die späte Startzeit und fehlende Cola an den Verpflegungen kann kaum etwas an diesem Lauf ausgesetzt werden. Ich freue mich, dass wir damit endlich in Deutschland auch einen großen alpinen Ultralauf vorweisen können. Ich bin gespannt, wie der Lauf sich in den kommenden Jahren entwickeln wird. Ich habe jedoch noch eine Rechnung mit der Zugspitze offen.

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LM 5000m – Platz 3, Bestzeit, Norm, Sturz – 15:45min

Sebastian Harz | 4. Juni 2011

Das oberste Ziel war es heute die Norm für die deutschen 5000m Meisterschaften in der AK30 zu laufen. Da bereits in 2 Tagen Meldeschluß ist, war dies heute meine einzigste Chance. Allerdings schien das Wetter mit 30 Grad und nicht unerheblichem Wind da nicht mitspielen zu wollen!

Als wir uns im Hofwiesenpark in Gera einliefen, haben wir schon gemerkt, dass das heute ein schweres Rennen werden wird! Die Sonne brannte herunter und die Temperaturen von 30 Grad liesen den Schweiß schon nach kurzer Zeit nur so triefen.

Am Start war dann ein recht gut besetztes Feld. Vom ersten Meter an formierte sich ein 5köpfige Spitzengruppe mit Steffen Tostlebe, Remo Reichel, Chunky Liston, Theodor Popp und mir.

Teilweise wechselten wir uns schön mit der Führungsarbeit ab, sodass wir ein konstantes Tempo laufen konnten. Die angebotenen Schwämme wurden dabei sehr gerne angenommen und die dafür zu laufenden Mehr-Meter problemlos verkraftet.

Auf dem letzten Kilometer machte dann der Sieger Steffen Tostlebe nochmal Druck und konnte sich von uns anderen absetzen. Leider wurde ich 800m vor dem Ziel in einen Sturz verwickelt, der mit evtl. den 2ten Gesamtplatz gekostet hat. Die dadurch verlorenen Sekunden waren mir letztendlich fast egal, weil ich durch starke letzte 200m nochmal etwas Zeit rausholen konnte.

Mit 32 Sekunden für diesen letzten Abschnitt, wurde der letzte Kilometer trotz Sturz noch der schnellste für mich und brachte mir mit 15:45min nicht nur eine neue Bestzeit und Platz 2 in der MHK (Platz 3 Gesamt), sondern auch die Norm für die Deutschen Meisterschaften am 26.06. in Ahlen. Hier möchte ich dann bei hoffentlich besseren Bedingungen noch ein paar Sekunden schneller laufen! :-)

Vielen Dank an Steffen, Chunky und Remo für das schöne Rennen und die „Pacemaker“-Dienste! Und Theo: „Keine Angst, nix passiert und alles im Lot!“ :-)

Im Verlauf des Rennens wurden von mir folgende Kilometerzeiten erreicht:

3:08 – 3:09 – 3:10 – 3:12 – 3:06 = 15:45min

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4. Ekomarathon du Tampon (La Reunion) – Platz 3

Sebastian Harz | 4. April 2011

Auch wenn ich die Chance hier zu laufen lieber nicht bekommen hätte, so möchte ich dennoch über den heutigen Lauf berichten. Nachdem ich in den letzten Wochen eine sehr gute Form über 10km zeigen konnte, ergab sich vor knapp 1,5 Wochen die Möglichkeit einen Marathon auf La Reunion im indischen Ozean zu laufen.

In der nun verbliebenen Zeit, kann man selbstverständlich nichts für die Marathonform tun. Dennoch wollte ich das Angebot nicht unter den Tisch fallen lassen. Zwar wurde mir beim Ansehen des Profils der Laufstrecke schon etwas mulmig im Magen, vor allem weil das ganze 3x zu bewältigen war, dennoch nahm ich mir vor eine gute Leistung abzuliefern.

Nach einer recht langen Anreise (Jena – Frankfurt – Paris – St. Denis de la Reunion), insgesamt war ich knapp 25h unterwegs, stand erstmal die Pressekonferenz des Veranstalters auf dem Programm. Da ich das „Pech“ hatte als erster der eingeladenen Läufer einzutreffen, wurde ich dort auch gleich gebührend empfangen.

Außer mir hatte man noch Laurence Goilot (Mauritius) und Sylvain Bazain (Frankreich) zur Veranstaltung eingeladen. Beides sind erfahrene Trailläufer, die in ihrer Disziplin schon internationale Erfolge feiern konnten.

In den ersten Tagen hieß es, sich an das Klima zu gewöhnen. Dauerhaft Temperaturen über oder um 30 Grad waren ja noch nie so mein Ding. Zudem merkte ich schon beim Training, dass das ungewohnte Streckenprofil viel Kraft kosten wird.

Aber egal, heute stand ich früh um 7 vor dem Rathaus von Le Tampon (ja so heißt der Ort wirklich :-) ) an der Startlinie des EkoMarathon. Drei Runden à 14,065km galt es zu bewältigen. Die Strecke führte komplett über asphaltierte Straßen und Wege und ging eigentlich ständig bergauf und bergab.

Nach der ersten Runde konnte ich noch ohne Probleme in der Spitzengruppe mitlaufen. Doch Mitte der 2ten Runde machten sich die fehlenden langen Läufe bemerkbar. Ich konnte das Tempo der späteren Sieger (immerhin mit Bestzeiten von 2:16h angereist) nicht mehr halten und mußte ab da alleine laufen.

Zum Glück half mir der Deutschlehrer einer örtlichen Grundschule immer wieder mit der Wasserflasche aus, sodass ich in der Folge diesen dritten Platz verteidigen konnte. Merci Herve!!! :-)
Zwar musste ich die letzten Anstiege im Gehschritt bewältigen, konnte dadurch aber Kraft sparen, um auf den leichteren Streckenabschnitten wieder zu rennen.

Der letzte Kilometer war dann nur noch ein einziger Genuß. Ich wußte, dass ich es schaffen würde als Dritter ins Ziel zu kommen und lief voller Freude und zufrieden mit meiner Leistung ins Ziel. Dass ich mit Gesamtrang drei sogar die Altersklasse gewinnen konnte, war natürlich auch noch ein schöner Bonus.

Aufgrund der Strecke, des Wetters und der nichtvorhandenen Marathonform, lasse ich mal die Auswertung der Zeit weg! :-) Alle die es interessiert, finden die Ergebnissliste hier.

Ich freue mich sehr darüber, hier viele interessante Menschen kennen gelernt zu haben und einen sehr schönen, interessanten Flecken Erde besucht zu haben. Jetzt heißt es, die Sonne und den Strand noch etwas zu genießen und den ersten Saisonteil mit Erfolg abzuschließen!

Ergebnis 4. Ekomarathon du Tampon (La Reunion)

Name Datum Veranstaltung Strecke Zeit Platz ges. Platz AK Teiln. ges. Teiln. AK AK
Sebastian Harz 03.04.2011 4. Ekomarathon du Tampon (La Reunion) Marathon 3:07:09 3 1 77 58 HS

Den Originalbeitrag von Sebastian findet ihr hier.

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