10. Brocken-Challenge
Torsten Hentsch | 9. Mai 2013Nach meinen erfolgreichen Vorbereitungsläufen in Leipzig (Wintermarathon) und Rodgau (50 km) konnte ich relativ beruhigt an die Brocken-Challenge gehen. Mein Trainingszustand war für meine Verhältnisse sehr gut. Die Brocken-Challenge beginnt am Stadtrand von Göttingen, verläuft leicht wellig bis Barbis (42 km) um dann mit dem so genannten „Entsafter“ in den Harz hinein zu führen. Ziel ist der Brockengipfel. Die gesamte Strecke hat eine Länge von 80,5 km, wenn man sich nicht verläuft, bzw. die Strecke auf Grund der Schneelage verlegt werden muss. Es gab auch schon ein Jahr, wo der Lauf abgebrochen wurde, da es auf dem Gipfel zu stürmisch war.
Bei der Anmeldung muss man sehr schnell sein. Die 180 offiziellen Startplätze waren in weniger als zehn Minuten weg. Ein Rätsel ist mir allerdings, warum man so was immer um Mitternacht machen muss. Genauso könnte man die Anmeldung um 20 Uhr aufmachen. Was mich sehr beeindruckt hat, dass alle Startgelder gemeinnützigen Vereinen zugutekommen.
Beim Brocken-Challenge muss man bereits am Freitag in Göttingen anreisen. Am Abend vorher gibt es ein offizielles Briefing in einem Hörsaal der Sportwissenschaften der Uni Göttingen. Dort erfolgt ein sehr umfangreiches und meiner Meinung nach zu langes Briefing von über zwei Stunden. Die Veranstalter feiern sich halt gern. Naja, sei es wie es sei. Nach dem Startnummernempfang und der Abgabe meines Dropbags für die Ankunft auf dem Brocken (man muss wieder zu Fuß nach Schierke kommen), konnte ich zum Startbereich fahren. Im Waldhaus am Kehr gab es dann ein leckeres Pasta-Essen. Zwei Weißbier rundeten dann die Nachtvorbereitung ab. Ich hatte einen Schlafplatz im Reiterhof am Kehr gebucht. Das Geld war es jedoch nicht wehrt. Die Küche, in der wir übernachten sollten, war ungeheizt und gelinde gesagt unsauber. Deshalb entschloss ich mich, im Auto zu schlafen. Die Nacht sollte zwar mit -5°C relativ frisch werden. Meine Schlafsack und zur Not die Standheizung meines Autos sollten mich jedoch warm halten.
Da um 6 Uhr der Start sein sollte, machte ich mich ab ca. 4:30 Uhr langsam fertig. Am Startbereich gab es ein Frühstück mit rein ökologischen Zutaten. Naja, nicht genau meine Kragenweite, aber wenn es schön und schön schnell macht! Ich füllte die Trickblase meines Rücksacks mit warmen Wasser, welches ich mit ausreichend Isomaltose versetzte. So versuchte ich, das Einfrieren, so lange wie möglich zu verhindern. Im vergangenen Jahr hatten alle Teilnehmer mit zugefrorenen Trinkbehältnissen zu kämpfen. Allerdings war es im vergangenen Jahr deutlich kälter. Mir sollte dies damit bis kurz vor dem Brockengipfel erspart bleiben.
Kurz nach 6 Uhr fiehl der Startschuss, noch im Dunkeln. Die ersten zehn Kilometer mussten also mit Kopflampe bewältigt werden. Den Weg markierten auf den ersten zwei Kilometern Fakeln. Da ich in der Nähe von zwei Bekannten, Thomas Ehmke und Michael Frenz, lief, konnte ich auf den ersten Kilometern ihrem Bericht vom Spine Race folgen. Sie waren einige wenige Wochen vorher in GB zusammen mit Jin Cao beim Spine Race über 268 Meilen Teilnehmer. Beeindruckend! Da war dies hier ein Kinderspiel!
Die Strecke war mit meinem Salomon Spike Cross gut zu laufen. Auf vereiste Abschnitte oder festen Schneedecken stand der Schuh bombenfest. Auch im Tiefschnee sollte er später gute Dienste leisten. Die ersten 30. Kilometer bis zur Ruhmequelle verliefen relativ unproblematisch. Die Untergrund war leicht überschneit und teilweise eisig. Kurz vor der Ruhmequelle lief Holger Kanisch aus Lauchhammer auf mich auf. Wir kannten uns bereits vom Jurasteig Nonstop Ultratrail vom letzten Jahr. Holger ist eigentlich deutlich schneller als ich. Aufgrund einer Erkältung hielt er sich aber zurück und zog mich meistens mit. Ich hoffe, ich war nicht zu sehr eine Bremse für ihn.
Ab der Ruhmequelle ging es dann so langsam aber sicher ins Gebirge. Einige wellig Abschnitte bis Barbis verhalfen mir zu harten Waden. Na toll! Auf dem Abschnitt überholten wir noch Thomas Ehmke, der nur noch wanderte. Er wollte in Barbis aussteigen. Er meinte, nach seinem ultralangen Kanten in UK, sei er noch nicht wieder komplett regeneriert. Vernünftig Thomas! Ich hoffte, dass meine Waden wieder besser werden würden, wenn es steil bergauf gehen würde. In den meisten Fällen klappt das so.
Nach Barbis ging es dann endlich in den Harz. Der „Entsafter“ ist ein elend langer Berg mit einer unangenehmen Steigung. Zu flach um zu gehen, zu steil um komplett zu laufen. Holger war mir eine gute Hilfe an diesem Berg. Allmählich kamen wir auch auf Strecken mit mehr Schnee. Der Schnee auf den Wegen glich einem Beachvolleyball-Platz. Es war ein mühsehliges Vorankommen.Ich wünschte mir, ich hätte Skier unter meinen Füßen, dann hätte ich in der Loipe laufen können und nicht daneben. Wir schleppten uns weiter durch den Schnee. Die Temperatur sank so allmählich mit der Höhe. Die VPs gaben uns jedes Mal neue Energie. Ab der letzten Verpflegung Oderbrück (km 72,4) wurde der Untergrund fester und wir konnten wieder etwas Tempo aufnehmen. Wir wussten nun, dass wir noch im Hellen auf dem Gipfel ankommen würden. Der Abend meinte es nun auch gut mit uns. Der Himmel riss auf und wir konnten herrliche Winterbilder mit etwas Sonnenschein genießen. Die letzte Etappe war dann wie versprochen die „leichteste“. Uns gelang es vergnügt und zufrieden unter 11 Stunden auf dem Gipfel anzukommen.
Alle Finisher wurden im Goethesaal von den schnelleren Läufern mit Applaus begrüßt. Eine tolle Geste von allen und eine tolle Stimmung. Im Goethesaal konnten wir unseren Dropback in Empfang nehmen und mit einer kurzen Wartezeit auch duschen. Ein Pastagericht schenkte uns neue Kraft für den Rückweg nach Schierke. Holger und ich machten uns dann auch bald auf den Weg. Wir wollten unbedingt den ersten Bus von Schierke nach Göttingen erwischen. Nach einer Wartezeit von einer Stunde im Café mit Kaffee und Kuchen fuhr der Bus auch pünktlich ab. Nach ca. 1 1/2 Stunden erreichten wir Göttingen. Ich setzte mich auch bald in mein Auto und machte mich auf den Heimweg. Mit einer Schlafpause fiehl ich dann gegen drei Uhr in mein Bett. Vollauf zufrieden!
Ergebnis 10. Brocken-Challenge
Name | Datum | Veranstaltung | Strecke | Zeit | Platz ges. | Platz AK | Teiln. ges. | Teiln. AK | AK |
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Torsten Hentsch | 09.02.2013 | 10. Brocken-Challange | 80,5 km | 10:54 | 84 | 16 | 156 | 34 | M45 |